E-Auto an der Ladesäule bei der IAA 2021
13.09.2021    Michael Specht
  • Drucken

Mit protzigen Präsentationen PS-starker Diesel- und Benzinmotoren hatte ohnehin keiner mehr gerechnet. Eher mit viel Elektromobilität, Last-mile-Gefährten, Vernetzung, Digitalisierung und automatisiertem Fahren. Genauso kam es: Die Internationale Auto Ausstellung IAA, erstmals mit dem Beinamen „Mobility“ versehen, hat sich gewandelt wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Die Branche will sich neu erfinden, sucht Anschluss an die Zukunft. Autohersteller planen zu vielfältigen Mobilitätsanbieter zu werden. Dazu wird kräftig investiert. Allein bis 2025 wollen die Unternehmen der deutschen Autoindustrie rund 150 Milliarden Euro in die E-Mobilität, die Digitalisierung und neue Technologien stecken.

Nie war die IAA vielfältiger

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind die Kernpunkte – auch auf der Messe. Es wundert daher wenig, dass erstmals fast nur Autos mit Stecker und nahezu keine Modelle mit klassischem Verbrennungsmotor mehr zu sehen waren. Neu war ebenso das hybride Konzept der IAA Mobility. Original Equipment Manufacturer, Lieferanten, Softwareunternehmen, Stadtplaner und Start-ups mischten sich in den Hallen. Fahrräder, E-Scooter und Elektro-Bikes wurde großflächig Platz zur Verfügung gestellt. Ein Novum auf einer IAA. Denn in München sollte keine herkömmliche Automobilshow stattfinden, sondern der „weltgrößte Mobilitätsevent“, wie es der veranstaltende Verband der Automobilindustrie (VDA) betonte.

Die Autohersteller konnten neben dem Messegelände auf dem ehemaligen Flughafen Riem sogar markante Plätze in der Münchener Innenstadt für ihre Präsentationen nutzen. Verbunden waren beide Orte durch die sogenannte „Blue Lane“. Auf ihr hatten Besucher in unterschiedlichsten Elektro- und Brennstoffzellen-Shuttle-Fahrzeugen Gelegenheit, zukunftsorientierte CO2-freie Mobilität zu erleben.

Heimspiel für BMW

Die Chance, auf der IAA Mobility eine Art Heimspiel ausrichten zu können, ließ sich BMW als größter Aussteller da natürlich nicht nehmen. Im Mittelpunkt standen dabei ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Dazu zählen nicht nur die Rohstoffgewinnung, die Produktion und die Nutzungsphase der Autos, sondern auch ein reduzierter Ressourceneinsatz. Möglich wird dieser durch eine schon bei der Entwicklung des Fahrzeugs berücksichtigten Kreislaufwirtschaft.

BMW machte daher die sogenannte „Circular Economy“ zu seinem Leitmotiv auf der IAA Mobility. „Wir geben auf der IAA Einblicke in unsere Visionen von mehr Nachhaltigkeit, gezielter Kreislaufwirtschaft und urbaner Mobilität“, sagt Jens Thiemer, bei BMW Senior Vice President für Kunde & Marke.

Mit welcher Konsequenz sich das Thema Kreislaufwirtschaft und in Folge die CO2-Reduzierung angehen lassen, zeigte auf der Messe die Studie „i Vision Circular“. Das elektrische City-Car wurde für einen geschlossenen Materialkreislauf optimiert und zu 100 Prozent aus recycelten Materialien gefertigt, die wiederum komplett recyclefähig sind.

IAA Mobility als Vorbild für künftige Messen?

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Digitalisierung und Vernetzung, emissionsfreie Antriebe und autonomes Fahren: die Autobranche hat sich in München von ihrer grünsten und innovativsten Seite gezeigt. Leider jedoch nicht in voller Breite. Gut ein Dutzend Marken fehlten – manche pandemiebedingt, manche wollten einfach nur abwarten, wie die Messe in München beim Publikum ankam.

Die IAA Mobility könnte mit ihrem neuen Konzept dennoch zur Blaupause für kommende Automessen werden. Diese Ansicht vertritt auch Peter Fintl, Experte beim Technologie-Beratungsunternehmen Capgemini Engineering: „Es braucht eine neue, offene Plattform, um mit Kunden, Industriepartnern, Regierungsstellen sowie der breiten Öffentlichkeit in den Dialog zu treten und neue Lösungen zu präsentieren, zu diskutieren und erlebbar zu machen. Nur so schafft man den Wandel.“

13.09.2021    Michael Specht
  • Drucken
Zur Startseite