Porträt von Alexander Pietschmann, CEO der Adam Hall Group.
04.10.2022
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Zur Person

Alexander Pietschmann

ist seit mehr als neun Jahren CEO der Adam Hall Group. Zuvor war er über sechs Jahre Marketing Manager im Unternehmen.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Welche Auswirkungen hatte die Coronapandemie für Sie als Hersteller für Eventtechnik?

Alexander Pietschmann: Wir haben in der Pandemie bereits sehr früh und umfassend reagieren müssen und gemeinsam eine klare Haltung entwickelt: ‚WE BELIEVE IN LIVE!‘ – wir glauben unerschütterlich an die Live- und Eventbranche und den Wert, den diese für die Gesellschaft hat. Wir haben uns stark in der Lobbyarbeit engagiert und sind mit viel Agilität, Leidenschaft und Durchhaltevermögen vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Die vier Säulen, die wir sehr schnell auch transparent im Unternehmen kommuniziert haben, waren: Knowhow und Mitarbeitende zu halten, weiter in Entwicklung und Forschung sowie Digitalisierung zu investieren, Mitarbeitendenschulungen auszubauen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen fortzuführen – genau mit dieser Priorisierung. Diese Transparenz und Klarheit haben uns sehr geholfen, den Menschen Perspektiven zu geben. Das versuchen wir beizubehalten.

Wie würden Sie den derzeitigen Status quo der Eventbranche beurteilen?

Pietschmann: Die Eventbranche im Allgemeinen kämpft immer noch mit den Nachwehen der Pandemie und dem Verlust von Fachkräften. Andererseits muss sie dadurch aber auch eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit beweisen und nachhaltig transformieren. Wir als Unternehmen sehen uns durch die Zeit auf jeden Fall resilienter aufgestellt.

Was war in dieser Zeit Ihr Trumpf für diesen Durchhaltewillen?

Pietschmann: Zwei wesentliche Dinge – erstens: die Menschen und das richtige Mindset beziehungsweise unsere Organisationskultur. Diese ist unter anderem von Werten wie Kundenorientierung, Teamwork, Transparenz, Verantwortung, Vertrauen und Engagement geprägt. Außerdem zeichnet uns ein hohes Maß an Agilität aus, das uns besonders in diesen ungewissen und dynamischen Zeiten hilft. Zweitens: Wir scheuen keine Investitionen. Das beste Beispiel ist in dieser Hinsicht unser Experience Center, das wir für rund 20 Millionen Euro investiert haben. Es ist sowohl ein offener Treffpunkt für Mitarbeitende, Partnerinnen und Partner sowie Kundinnen und Kunden, Eventfläche für Produktdemos und Schulungen als auch Zentrum unserer Forschung und Entwicklung sowie Produktmanagement-Abteilung. Man könnte sagen, dass es die architektonische Visitenkarte des Unternehmens und unserer Mission ist.

Wie gelingt es Ihnen, diese Trümpfe permanent aufrechtzuerhalten?

Pietschmann: Glücklicherweise sind die alten Top-Down-Hierarchien in Unternehmen generell längst Geschichte. Das heißt natürlich nicht, dass unsere Führungskräfte keine Vorbildfunktion hätten – im Gegenteil. Wir wollen immer am Zahn der Zeit sein, setzen auf Trendanalysen und wollen diese Weiterbildungsmentalität jeden Tag aufs Neue vorleben. Die Kreativität unserer Kundinnen und Kunden ist aber immer wieder aufs Neue eine unglaubliche Inspirationsquelle. Sie kreieren jeden Tag reale oder immersive Räumen, in denen Menschen schöne Momente erleben und diese hoffentlich in Erinnerung behalten.

Wie gewährleisten Sie, dass Ihre Services den neuesten technologischen Standards entsprechen?

Pietschmann: Als Eventtechnik-Hersteller haben wir einen inhärenten Drang, technologisch immer auf dem neuesten Stand zu sein und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Die immer umfassendere digitale Durchdringung zeigt sich dabei sowohl in den Produkten als auch in der Art und Weise, wie wir unser Unternehmen aufstellen: Digital First! Wir prüfen immer, ob es digitale Möglichkeiten gibt, einen Prozess oder einen Service umzusetzen und besser zu machen. Das darf allerdings nicht zulasten der Anwenderfreundlichkeit gehen. Um auch immer mehr softwaregetriebene Innovationen in unsere Produkte einfließen zu lassen, haben wir bereits vor Jahren die Verantwortung für Forschung und Entwicklung sowie IT unter unserem CTO gebündelt.

Wo sehen Sie Ihre größte Stärke?

Pietschmann: Ganz klar in der Leidenschaft unserer Mitarbeitenden für die Eventbranche. Wir kennen die Branche und sind, beruflich wie privat, eng mit ihr verbunden – ob als Ton- und Lichttechniker, Musiker oder begeisterte Konzertgänger. Die Eventbranche ist einzigartig in Deutschland aber auch weltweit und kann eine Kraft entwickeln, die ihresgleichen sucht. Genau dies hat man in den vergangenen zwei Pandemiejahren eindrucksvoll gesehen. Aber ganz selbstkritisch sei gesagt, dass in so einem dynamischen Umfeld, das sehr stark operativ geprägt ist, auch häufig die Zeit fehlt, um die größeren strategischen Fragen zu reflektieren. Da können wir besser werden.

Wie funktioniert Ihr Vertriebssegment?

Pietschmann: Grundsätzlich verfügen wir über ein effizientes Netzwerk an Sales-Mitarbeitern, die unsere Kundinnen und Kunden weltweit betreuen – auch vor Ort bei ihren Projekten. Dieser dauerhafte persönliche Kontakt, unsere Serviceorientierung und unseren unkomplizierten Tech-Support sind kaum zu unterschätzen und machen viel aus. Ein weiterer wichtiger Baustein ist unser B2B-Webshop, den wir bereits 1998 gelauncht haben und der sehr umfangreiche Funktionalitäten bietet. Zudem konnten wir, auch trotz der weltweiten Lieferketten- und Rohstoffproblematik, unsere Lagerverfügbarkeit durch den verstärkten Aufbau von Sicherheitsbeständen auf einem vergleichsweise hohen Wert halten. Wir bleiben nah am Markt und setzen zudem auf AI- und KI-Softwareunterstützung, um Entwicklungen besser vorhersehen zu können.

Apropos vorhersehen: Wie lautet Ihre Strategie, um Neukunden zu akquirieren?

Pietschmann: Wir wollen Neukunden sowohl durch unser ganzheitliches Produktportfolio begeistern als auch durch Lösungen, die sofort durch ihre User-Centricity und Innovationen überzeugen. Aus diesem Gedanken heraus ist auch unser neuester Meilenstein entstanden: LD Systems MAILA – ein modulares Beschallungssystem für mittelgroße Events, das in seiner Flexibilität und Einsatzgeschwindigkeit wohl einzigartig ist.

Wie holen Sie sich Feedback zu Ihrem Kundenservice ein?

Pietschmann: Wir nehmen jeden Kunden sehr ernst, denn wir wollen aus tiefer Überzeugung jede Kundin und jeden Kunden bestmöglich unterstützen. Gleichzeitig können wir gar nicht genug Feedback aus der Praxis erhalten, das unseren Produktmanagerinnen und -managern sowie dem Forschungs- und Entwicklungs-Team hilft, Produkte und Technologien weiterzuentwickeln. Zudem entwickeln wir fortlaufend Features, um unsere Services so einfach und unkompliziert wie möglich zu gestalten. Darunter How-To-Videos und andere Formate.

Wie äußert sich diese individuell zugeschnittene Fokussierung auf Kundinnen und Kunden in der Praxis?

Pietschmann: In der Veranstaltungsbranche sind oftmals schnell und unbürokratische Lösungen gefordert, wenn es für Kundinnen und Kunden darum geht, ein Event perfekt über die Bühne zu bringen. Neben dem genannten dauerhaft geöffneten B2B-Webshop und den persönlichen Ansprechpartnerinnen und -partnern im Sales ist unser Adam Hall Customer Service hier die wichtigste Schnittstelle. Natürlich ist Zeit der entscheidende Faktor, wenn ein bestimmter Scheinwerfer noch am gleichen Tag bis 17 Uhr bei einem Konzert oder einem anderen Event eintreffen muss.

Darüber hinaus suchen wir jedoch nicht nur die schnellste, sondern auch die ökonomischste und nicht zuletzt ökologisch sinnvollste Lösung für unsere Kundinnen und Kunden. Ein Beispiel mit konkreten Zahlen: E-Mail-Anfragen an unseren Customer Service werden im Schnitt in weniger als drei Stunden beantwortet, bei einer Lösungsrate von 91 Prozent nach der ersten E-Mail. Zudem haben wir mit einer Bearbeitungszeit von drei Tagen für Reparaturen durch unseren technischen Service eine neue Benchmark in der Branche aufgestellt.

Wie positionieren Sie die Adam Hall Group als attraktives Unternehmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?

Pietschmann: Wer zur Adam Hall Group kommt, ist Teil eines wirklich starken Teams. Wir lieben es alle, coole Eventtechnik zu entwickeln, die Emotionen verstärkt, und dabei hilft, magische Momente zu kreieren. Damit leisten wir unseren kleinen, aber wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Kreativität, Musik, Kultur und Kunst können so viel mehr sein als nur Unterhaltung. Für diese Mission können sich gerade junge Menschen begeistern. Das wurde uns bei den Onboarding-Events zumindest mehrfach auch gespiegelt. Wer hier eine gute Idee hat, kann diese auch umsetzen. Bei uns wird jede und jeder Mitarbeitende gehört, gesehen und wertgeschätzt. Zudem gibt es vielfältige Weiterbildungsprogramme. Das ist uns wichtig. Besonders stolz sind wir auf unsere Nachhaltigkeitsinitiative, die immer weiter anwächst.

Wie sieht dieses Bestreben zu mehr Nachhaltigkeit aus?

Pietschmann: Die Maßnahmen reichen von einer rund 10.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage auf dem Dach, über E-Bikes und E-Auto-Ladestationen für die Mitarbeitenden bis zu diversen Initiativen zur Abfallvermeidung. Zudem sind bereits im vergangenen Sommer 30.000 Bienen bei uns eingezogen. Neben vielen kleinen Schritten haben wir uns nun auch auf den Weg gemacht, um mithilfe eines erfahrenen Partners, unseren Co2-Fußabdruck zu bilanzieren. 2020 wurden wir als eines der ersten Unternehmen der Eventtechnik-Branche in Deutschland mit der Green Globe Zertifizierung ausgezeichnet, was uns sehr stolz macht und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Treibhausgas-Emissionen entlang der Lieferkette unserer asiatischen Partnern zu verringern, wird aber noch die größte Herausforderung. Wir sind also längst noch nicht am Ende.

04.10.2022
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