Ein Eurozeichen vor einem ansteigenden Graphen als Symbolbild für Firmengelder
21.05.2024    Kai Makus
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Zur Person

Nadine Methner

ist als Head of Business Banking der ING Deutschland zuständig für das Wachstum des Geschäftsbereichs, die Erweiterung des ING-Angebots für KMU-Kunden und den Aufbau des Teams und der Organisation. Der deutsche Mittelstand liegt ihr am Herzen und sie ist eine leidenschaftliche Förderin der nächsten Generation von Talenten

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Warum sollten Unternehmerinnen und Unternehmer Liquidität parken? Ist es nicht besser, Geld rasch zu reinvestieren?

Nadine Methner: Investitionen können natürlich sinnvoll sein. Aber in der aktuellen Situation herrscht eine gewisse Unsicherheit am Markt. Dieses Feedback bekommen wir von vielen Selbstständigen und kleineren Unternehmen. Teilweise schwankt die Nachfrage, sektorübergreifend. Das liegt an den vielen externen Faktoren der letzten Zeit, angefangen mit Corona und den Lockdowns bis zu den aktuellen militärischen Auseinandersetzungen. Die Verunsicherung ist bis hin zu den größeren Mittelständlern zu spüren.

Alle fragen sich: Muss ich jetzt stärker investieren, etwa in Nachhaltigkeit, einen neuen Markt oder die Unternehmensnachfolge? Da ist finanzielle Flexibilität nötig für den Zeitpunkt, an dem ich eine Entscheidung treffe. Dann macht es Sinn, Barmittel zu parken, auf die man rasch zugreifen kann. Dies ermöglichen zum Beispiel kostenfreie Tagesgeldkonten, wie wir sie auch speziell für Geschäftskunden, den kleineren Mittelstand, anbieten. Angesichts der aktuellen Geldpolitik und vergleichsweise hohen Leitzinsen können wir attraktive Konditionen bieten. Es ist smarter, etwas für das eigene Geld zu bekommen, anstatt es auf dem Geschäftskonto unverzinst liegen zu lassen.

Worauf müssen Chefs und Chefinnen achten, wenn sie die Liquidität ihres Unternehmens erfolgreich managen wollen?

Methner: Man sollte den Cashflow seines Unternehmens sehr gut verstanden haben. Das ist für Unternehmensgründer eher schwierig. Daher ist es empfehlenswert, Flexibilität zu schaffen und das Geld vielleicht nicht zu lange gebunden zu investieren, zum Beispiel in festverzinste Papiere. Dann könnte man schnell mit dem Rücken zur Wand stehen. Ähnliches gilt für die Art der Anlage und das Institut, dem ich mein Geld anvertraue.

Wenn wir über flexible Liquidität sprechen, über Anlagen, die ich nötigenfalls schnell auflösen kann, dürften risikoreiche Anlagen nicht die beste Wahl sein. Es geht ja gerade um Stabilität, Sicherheit und Liquidität. Und was die Bank anbetrifft: Viele schaffen zurzeit Gebühren für Privatkunden ab oder reduzieren diese. Unternehmerinnen und Unternehmer kommen häufig nicht in diesen Genuss. Daher würde ich persönlich immer raten, genau hinzuschauen: Wenn ich die Liquidität meines Unternehmens einem Kreditinstitut anvertraue, muss ich wirklich noch ein Geschäftskonto mit Gebühren eröffnen oder lieber ein kostenfreies Anlagekonto? Bei uns ist das Tagesgeldkonto kostenfrei und lässt sich mit dem bestehenden Geschäftskonto verbinden, darauf haben wir bewusst geachtet.

Wie parke ich Unternehmensliquidität am besten?

Methner: Wenn ich mir sehr sicher bin, Liquidität im Überschuss zu haben, stehen mir alle Möglichkeiten offen. Ist das nicht der Fall, habe ich ein hohes Risikobewusstsein oder plane vielleicht, in nächster Zukunft in mein Unternehmen zu investieren, bietet sich eine flexible Anlage an. Dann würde ich aber sehr genau darauf achten, was für einen Basis- und Bonuszins ich erhalte. Außerdem wichtig: Wie sind die Rahmenkonditionen? Muss ich zusätzlich noch etwas anderes abschließen? Wie viel Liquidität darf ich denn maximal parken? Entscheidend ist eine schnelle, hohe Verfügbarkeit. So erlebe ich jedenfalls Unternehmerinnen und Unternehmer in der aktuellen Situation. Und: Sie schätzen die Regularien des deutschen und europäischen Marktes. Das gibt Sicherheit und schützt die Liquidität.

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht wieder vor Zinssenkungen, am Markt ist das schon zu spüren: Die Verzinsungen für Privatkunden sinken vielfach bereits, oft sogar noch deutlicher für kleinere und mittelgroße Unternehmen. Was bedeutet das für diese?

Methner: Erneut relativ hohe Unsicherheit. Denn es ist offen, wie stark und wie oft die EZB senken wird. Deutlich spürbar wird das nicht nur bei der Guthabenverzinsung, sondern auch bei den Kreditkonditionen der Banken. So versuchen einige Unternehmen, sich noch schnell ein Darlehen zu den aktuellen Sätzen zu sichern, andere spekulieren auf niedrigere Raten in nächster Zukunft.

Ich empfehle, eher auf den eigenen Geschäftsplan zu achten und ansonsten möglichst flexible Angebote anzunehmen. Das kann darauf hinauslaufen, sich statt eines großen Darlehens lieber eine Kreditlinie einräumen zu lassen – gerade, wenn ich hohen Liquiditätsbedarf habe. Dabei würde ich schon schauen, welche Bank sich mit ihren Angeboten wie schnell bewegt und welche offenbar Interesse daran hat, ihre Unternehmenskunden längerfristig durch den Zinszyklus hindurch zu begleiten und so auch dazu beizutragen, den Mittelstand in Deutschland zu stärken. Vertrauen spielt hier eine wichtige Rolle.

Sollten Unternehmen angesichts der wohl bevorstehenden EZB-Zinswende jetzt rasch aktiv werden?

Methner: Unabhängig vom Kurs der Notenbank ist es wichtig, Unternehmensliquidität nicht einfach auf dem unverzinsten Geschäftskonto liegen zu lassen, sondern dort anzulegen, wo ich auch etwas dafür bekomme. Weder emotionale Reaktionen noch Torschlusspanik sind angebracht. Sondern bewusstes unternehmerisches Handeln mit Weitblick.

21.05.2024    Kai Makus
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