Das Estadio Santiago Bernabéu
16.08.2021    Arne Gottschalck
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Man könnte es mit Gordon Gekko sagen, dem legendären Investor aus dem Film „Wall Street“. „Gier ist gut“, erklärte der den Menschen. Und skizziert damit seine Philosophie, Geld arbeiten zu lassen. Wie Privatanleger, nur mit mehr Möglichkeiten, nämlich abseits der börsennotierten Unternehmen. Solche Beteiligungen werfen oft hohe Erträge ab, sind aber längst kein Investment für Jedermann. Privat Equity eben, kurz PE.

Die entsprechenden Fonds zumindest sind offenbar gut durch die Corona-Krise gekommen – mit 2,9 Billionen Dollar sind deren Arsenale gut gefüllt, zeigt eine Studie des Beratungshauses Bain. Entsprechend suchen sie nach Ablageoptionen. Mit bisweilen ungewöhnlichen Ergebnissen. Zuletzt hieß es, ein Fonds sei in der Produktionsfirma von US-Schauspielerin Reese Witherspoon fündig geworden.

Oder eben in der spanischen Fußballliga. Genauer, in einer Gesellschaft, in die die spanische Liga ihre kommerziellen Aktivitäten einbringen will. CVC Capital Partners, einer der Großen der Zunft, soll daran rund 10 Prozent gehören – für einen kolportierten Kaufpreis von 2,7 Milliarden Euro.

Was dahinterstecken könnte, erklärt Michael H. Grote, Professor of Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.

Zur Person

Michael H. Grote, Frankfurt School of Finance & Management

Michael H. Grote

ist Professor of Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.

Was ist für PE-Investoren am Fußball spannend?

Michael H. Grote: Fußball ist der populärste Sport der Welt, und er wächst weiterhin. Die Einnahmen sind – bis auf die Corona-Krise – in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Diese Kontinuität zieht Private Equity Investoren an. Zudem ist dies noch ein relativ unbestelltes Feld: Häufig dominieren im Fußball noch Vereins- und Verbandsstrukturen, so dass die Hoffnung seitens der Private Equity-Gesellschaften besteht, hier noch ein Schnäppchen einkaufen zu können. Als eine Minderheitsbeteiligung an der Vermarktungsgesellschaft der Bundesliga im letzten Jahr diskutiert wurde, haben 20 Private Equity-Gesellschaften ihre Interessen bekundet.

Warum kommt es gerade jetzt zu diesen Bemühungen um die Clubs und Ligen?

Grote: Bislang konnten sich die Fußballclubs und die Ligen aufgrund der guten Einnahmen über Lizenzgebühren und dem Verkauf von Tickets gut selbst finanzieren. Das hat mit der Corona-Krise einen deutlichen Knacks bekommen, und die Verantwortlichen reagieren nun anders auf mögliche Investoren, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Hinzu kommen die Wachstumsaussichten über die weltweite Vermarktung über das Internet und entsprechende Streaming-Dienste, die die Phantasie der Beteiligten anregen.

Wie könnte ein Exit-Szenario aussehen?

Grote: Private Equity hat immer auch den “Exit”, also den Weiterverkauf der Beteiligung, vor Augen. Im Falle von Fußballclubs oder Beteiligungen an Ligen bieten sich drei Szenarien an: Der Rückkauf durch die Ligen selbst (bislang werden vornehmlich kleine Minderheitsbeteiligungen diskutiert), ein Börsengang, oder der Verkauf an andere Investoren. Die Erfahrungen der nächsten Jahre werden das sicherlich beeinflussen.

Welche Rolle spielt der Anlagedruck dabei? Immerhin suchen Großinvestoren nach Anlagealternativen und greifen vielfach bei PE-Fonds zu - die wiederum auf viel Geld sitzen, das investiert werden muss.

Grote: Der Anlagedruck spielt bei allen Investitionsentscheidungen der Private Equity-Gesellschaften eine Rolle – sie sind aufgrund des Niedrigzins-Umfelds mit sehr hohen Geldflüssen konfrontiert, die erst einmal gewinnbringend angelegt werden müssen. Da bietet sich der Fußball und andere Sportarten mit einer guten Position und stabilem Wachstum an. Bei dem Hype, den es im Moment um den Fußball gibt, wird man den Verdacht nicht los, dass es ein Thema ist, mit dem sich viele Private Equity Manager auch sehr gerne beschäftigen – aber am Ende zählt doch immer das finanzielle Ergebnis.

Was müsste sich ändern, damit so ein Fußball-Deal auch in Deutschland denkbar wäre. Und wäre das aus Investorensicht wünschenswert?

Grote: Wir haben das ja in Deutschland diskutiert: Es stand der Verkauf eines Minderheitsanteils an einer Tochtergesellschaft der Deutschen Fußball Liga im Raum, welcher dann aber von Seiten der Clubs beendet wurde; mit Lars Windhorst hat Hertha BSC einen großen Investor, bei RB Leipzig zeigt Red Bull, wie es geht, und so weiter. Hierzulande muss die Mehrheit an den Profi-Gesellschaften eigentlich beim Verein liegen, zudem ist die Bundesliga mit der DFL Deutsche Fußball Liga e.V. als Verein organisiert. Solche Strukturen erschweren den direkten Zugang zum Geschehen: Private Equity ist eigentlich darauf ausgerichtet, als Hauptinvestor die Zügel in der Hand zu halten. Zumindest aus Investorensicht wäre das sicher vorteilhaft. Ob das dann auch für die langfristige Entwicklung des Fußballs als Breitensport gälte, ist nicht ausgemacht.

16.08.2021    Arne Gottschalck
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