Illustration zeigt einen Mensch, der vor einem Schreibtisch steht
23.06.2022    Daniela Tabarelli
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Ausbildung, Studium, Partys, Urlaub – es gibt vieles, was man mit dem ersten selbst verdienten Geld anfangen kann. Investitionen in die Altersvorsorge können dabei schnell in den Hintergrund geraten. Doch das Rentenalter macht für viele Menschen einen großen Teil ihres Lebens aus: Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer liegt in Deutschland bei über 20 Jahren. Neben der gesetzlichen Rentenversicherung soll die private Vorsorge dafür sorgen, den Lebensstandard im Alter halten zu können.

Altersvorsorge mit Fonds

Erträge zu erwirtschaften ist aufgrund der Niedrigzinspolitik mit dem Sparen bei der Bank schwierig. Viele Anlegerinnen und Anleger versprechen sich Ertragschancen durch Aktien. Aktuell besonders beliebt sind ETF-Sparpläne, mit denen Anlegerinnen und Anleger die Möglichkeit haben, in einen Index zu investieren, ohne einzelne Titel kaufen zu müssen.

Ähnlich funktioniert dies auch mit fondsgebundenen Renten- oder Lebensversicherungen. Versicherte können ihre Prämie in einen oder mehrere Fonds investieren. Das hat gegenüber einem Fondssparplan unter anderem steuerliche Vorteile, betont Christian Nuschele von Standard Life (siehe unten). Gleichzeitig können die Ertragschancen – verglichen mit einer klassischen Renten- oder Lebensversicherung – erhöht werden.

Einmalige Auszahlung oder lebenslange monatliche Rente? Diese Entscheidung steht Anlegerinnen und Anleger, die in eine Fondspolice eingezahlt haben, in der Regel frei. Sie sollte allerdings vor dem Renteneintritt gefällt werden. Wer sich danach umentscheidet, muss für den sogenannten Rückkauf mit zusätzlichen Gebühren rechnen. In dieser Wahlmöglichkeit liegt ein wesentlicher Unterschied zum Fondssparplan, der zwar ebenfalls auf Langfristigkeit ausgerichtet ist, jedoch nur eine Kapitalauszahlung ermöglicht – auf Wunsch aber auch in Raten. 

Wertzuwachs bis zum Renteneintritt

Fondsparplan und Fondspolice müssen sich jedoch nicht ausschließen, sondern können sich beim Vermögensaufbau für die private Altersabsicherung durchaus ergänzen. In beiden Fällen können abhängig von Produkt und Anbieter unterschiedlich hohe Gebühren anfallen, über die sich Anlegerinnen und Anleger vorab informieren sollten. 

Wie viel Geld den Versicherten beim Renteneintritt konkret zur Verfügung steht, wird neben der Höhe der Einzahlungen und der Wertentwicklung der Fonds maßgeblich durch die Vertragsdauer beeinflusst. 

Versicherte, die schon in den Anfangsjahren ihres Berufslebens in eine Fondspolice einzahlen, profitieren vom Zinseszins­effekt. Der BVI-Sparplanrechner zeigt: Wer 15 Jahre lang 100 Euro einzahlt, kann bei einer jährlichen Verzinsung von vier Prozent mit einem Wertzuwachs von 36 Prozent rechnen. Bei einer Einzahlungsdauer von 30 Jahren ist bei den gleichen Rahmenbedingungen mit einem Wertzuwachs von 91 Prozent zu rechnen. Die Altersvorsorge bleibt im gesamten Erwerbsleben ein wichtiges Thema. Ein früher Start kann sich aber bezahlt machen.

Zur Person

Portrait von Christian Nuschele

Christian Nuschele

ist Head of Sales & Marketing beim Versicherer Standard Life

Warum lohnt es sich, frühzeitig in die Absicherung des Rentenalters zu investieren?

Christian Nuschele: Was in den frühen Jahren nicht zur Seite gelegt wird, kann sich nicht verzinsen und nicht vom Zinseszinseffekt profitieren. Das wird, je später man einstiegt, nur mit großem Aufwand an Mehrbeiträgen kompensierbar sein. Man sichert sich auch früh den Gesundheitszustand bei einer zusätzlichen Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Corona ist ein gutes Beispiel. Die Pandemie hat kerngesunde Menschen erwischt, die jetzt eine Vorerkrankung haben, die womöglich Konsequenzen für Absicherungsmöglichkeiten mit sich bringt. Der dritte ganz wichtige Aspekt ist, sich früh an die Tatsache zu gewöhnen, dass ein gewisser Konsumverzicht notwendig ist, um später ein auskömmliches Leben führen zu können. 

Was sind die Vorteile von fondsgebundenen Lebens- oder Rentenversicherungen gegenüber anderen Anlagemöglichkeiten wie ETF-Sparplänen?

Wir brauchen mehr Investoren in Deutschland. Daher ist der Trend zu Fonds- und ETF-Spar­plänen zu begrüßen, den wir in den letzten Jahren sehen. Dennoch sollten Kundinnen und Kunden berücksichtigen, dass alle Erträge, die sie mit solchen Depotlösungen machen, versteuert werden müssen. In einem Versicherungsmantel ist das ein bisschen anders. Bis zum Rentenalter oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Geld aus dem Versicherungsmantel heraus­nehme, muss ich es nicht versteuern. Das ist insbesondere dann, wenn ich eine neue Anlageentscheidung treffe, ganz wichtig. Und das wird bei jungen Menschen allein schon wegen der langen Laufzeit und veränderten Einkommenssituationen vorkommen. Mit einer Fondspolice kann ich die Fondsauswahl kostenfrei umschichten. Zudem fällt keine Abgeltungssteuer an. Das ist ein großer Vorteil gegenüber einem Direkt­investment. Eine fondsgebundene Rentenversicherung macht also natürlich genauso Sinn, wenn ich steuerlich optimiert handeln will. 

Vorsorgen bedeutet auch Konsumverzicht. Was aber ist, wenn ich mein eingezahltes Geld im Laufe der Jahre benötige?

Nuschele: Die Produkte sind heutzutage sehr flexibel. Bei vielen Anbietern kann ich ohne Abschläge jederzeit Geld entnehmen. Auszahlungen sind häufig innerhalb von 48 Stunden möglich. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, bei finanziellen Engpässen Beitragspausen zu beantragen oder aber die Beiträge temporär zu reduzieren. Von diesen Möglichkeiten wurde gerade auch während der Coronazeit Gebrauch gemacht. Kundinnen und Kunden können aber natürlich Zuzahlungen leisten, um die Alters­vorsorge aufzustocken, oder auch Beitragsdynamiken vereinbaren.

Muss ich mich mit Fonds auskennen, wenn ich eine fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung abschließe?

Nuschele: Ein gewisses Grundverständnis dafür, was am Kapitalmarkt in alle Richtungen passieren kann, wäre schon die Voraussetzung. Habe ich verstanden, dass ich mir Ertragschancen auch mit Verlustrisiken erkaufe? Es gibt viele unabhängige Beraterinnen und Berater, die diese Zusammenhänge gut erklären können. Sinnvoll sind in den meisten Fällen gemanagte Portfolios, die ein gewisses Risikoprofil haben – zwischen sehr konservativ bis hin zu solchen, die größere Schwankungen akzeptieren. Es gibt aktive und passive Modelle. So etwas kann ich durchaus über lange Zeit im Vertrag lassen, ohne es ständig überprüfen zu müssen. Trotzdem: Ein regelmäßiger Check-up alle ein bis zwei Jahre mit einem kompetenten Berater ist natürlich sinnvoll.

23.06.2022    Daniela Tabarelli
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