Weihnachtsgeschenke
14.12.2021    Stefan Heringer und Dr. Nikolaus Braun
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Passend zur Weihnachtszeit möchte ich – Nikolaus Braun – Ihnen dazu eine Geschichte erzählen. Sie beginnt als klassische Erfolgsgeschichte:

Ich habe Andrea vor mehr als zehn Jahren kennengelernt. Die Situation, in der ich mich befand, war wohl das, was man einen Sales-Pitch nennt. Auf dem Tisch in Ihrem Büro lagen edel aufbereitete Präsentationen von sogenannten exklusiven Bankadressen und Vermögensverwaltern. Mir wurde schlecht: Ich hatte eine schön bunte, handgestrickte PowerPoint-Präsentation mit Plastikbindung dabei. (Ich habe die Präsentation am Ende des Gesprächs nach zwei Stunden ungeöffnet dagelassen).

Was mich bis heute fasziniert, ist Andreas Geschichte: Sie hatte sich mit einer Geschäftspartnerin relativ schnell nach ihrer Promotion selbständig gemacht und eine hocherfolgreiche Investment-Banking-Boutique hochgezogen. Nach den ersten erfolgreichen Transaktionen wurden die Volumina immer größer, die Profitabilität der Investments und damit auch des Unternehmens traumhaft. Nach und nach wuchs Andreas Vermögen spürbar an.

Von der Investmentbankerin zur Stifterin – vom Saulus zum Paulus?

Und dann … beschloss Andrea, ihren Unternehmensanteil zu verkaufen, eine Stiftung zu gründen und für ein Jahr mit ihrer Familie einschließlich der vier Kinder nach Malawi zu ziehen.

Kolumne Stefan Heringer und Dr. Nikolaus Braun

Dort war sie auf ein AIDS-Waisen-Projekt aufmerksam geworden, das sich in Gemeinden engagiert, die abseits jeglicher Hilfe von absoluter Armut beherrscht werden. Nach einem Jahr Mitarbeit beschloss sie, dieses Projekt zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Was ich erwartet hatte, war ein persönlicher Schicksalsschlag, eine Art Erweckungserlebnis, schlechtes Gewissen bezüglich des eigenen Wohlstands, eine Geschichte der Wandlung vom kapitalistischen Saulus zum sozialen Paulus. Nichts da!

Mehr Geld bedeutet nicht automatisch mehr Lebensqualität

Es gibt wenige Menschen, die ich so schätze wie Andrea. Sie hat ganz ohne Zweifel ein großes Herz, aber ich glaube, ich tu ihr kein Unrecht, wenn ich behaupte, dass sie nicht nur altruistische Motive verfolgt. Die Grundmotivation für ihr Handeln liegt letztlich in der unglaublichen Freude, die ihr das Ganze bereitet: Dinge zu gestalten, zu bewegen, zu verändern, eine andere Kultur verstehen zu lernen, Menschen in ausweglosen Situationen Schutz, Medikamente, ein bisschen Bildung und damit Perspektiven zu eröffnen.

Illustration Stefan Heringer und Dr. Nikolaus Braun

Dr. Nikolaus Braun und Stefan Heringer sind die Gründer der Neunundvierzig Honorarberatung. Ihre Kernkompetenz ist die langfristige Begleitung Ihrer Mandanten rund um die Frage wie Vermögen Lebensqualität schaffen kann. Als Vermögensverwalter der Deutschen Wertpapiertreuhand stehen Sie für finanzwissenschaftlich informierte Anlagestrategien. Braun ist zudem Autor des Finanzratgebers „Über Geld Nachdenken“.

Am Ende sieht auch sie selber mehr Kontinuität als Bruch zu ihrer Arbeit als Investmentbankerin: Auch heute versucht sie, mit dem von ihr investierten Kapital ein Maximum an Wirkung zu entfalten, nur eben eine nichtmonetäre Rendite. Nicht nur für die AIDS-Waisen, auch für sich selbst.

Und weil das ihren Horizont erweitert und für sie mehr Sinn stiftet, als den 24. Börsengang einzufädeln, ist das nicht nur hochsympathisch, es ist auch hochrational. Da Geld einen abnehmenden Grenznutzen hat, ist ihr Verhalten viel vernünftiger als das ihrer ehemaligen Geschäftspartnerin, die bis heute eine Transaktion nach der anderen abwickelt und einmal wesentlich vermögender sterben wird. Sie hat auf eine sehr rationale, ja weise Art Geld im großen Stil in Zeit zurückgetauscht.

Schenken und Spenden ist nicht nur etwas für Reiche – es macht auch Sie glücklicher

Sie meinen, schön und gut, darüber mache ich mir dann mal Gedanken, wenn ich nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld? Sie glauben, Philanthropie oder die Freude am Teilen sei ein Luxus und passt eher in die Welt von Bill Gates und Warren Buffet? „Klar, wenn ich ein paar Milliarden hätte, würde ich auch versuchen, Malaria und HIV auszurotten, aber bis dahin …“

Sie täuschen sich: Völlig unabhängig davon, dass Sie mit Teilen oder Verschenken anderen etwas Gutes tun, Sie tun in erster Linie sich selbst etwas Gutes. Die Psychologin Elisabeth Dunn und der Betriebswirt Michael Norton haben nachgewiesen, dass keine Geldausgabe Menschen so glücklich macht wie Teilen und Schenken. Und das relativ unabhängig davon, ob der Betrag relativ hoch oder eher niedrig ist, ob das Geld – wie im Fall von Andrea – lebensrettend investiert wird oder ob es sich einfach nur um eine kleine Aufmerksamkeit handelt.

Der Effekt Glück durch Verschenken zu produzieren ist so stark, dass er sich weltweit nachweisen lässt, in reichen Ländern wie Kanada ebenso wie in Uganda. Die weltweiten Gallup-Studien weisen immer wieder eine signifikant erhöhte Lebenszufriedenheit von Menschen nach, die einen Teil Ihres Geldes spenden, anstatt finanziell nur auf sich selbst zu schauen.

Hier eine ganz konkrete Empfehlung: Probieren Sie aus, wie glücklich teilen macht. Klappen Sie Ihren Laptop auf und überweisen Sie gleich jetzt fünf, 50 oder 500 Euro an Ärzte ohne Grenzen oder Amnesty International. Bringen Sie Ihrem Mann heute Abend ein paar Blumen mit, kaufen Sie ein großes Frühstück ein und laden morgen früh die Kollegen in Ihrem Büro ein. Machen Sie es nicht für die Beschenkten, machen Sie es für sich selbst.

Alles Liebe,

Ihr Stefan Heringer und Nikolaus Braun

p.s.: Mehr zum Thema rationale Anlagestrategien, Strategien zum Vermögensaufbau, aber auch darüber, wie Ihr Umgang mit Geld Sie glücklicher machen kann, finden Sie im Blog der Neunundvierzig Honorarberatung und in Nikolaus Brauns Finanzratgeber:„Über Geld Nachdenken“.

Drei weitere Beiträge zum Thema Lebensqualität gewinnen:

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14.12.2021    Stefan Heringer und Dr. Nikolaus Braun
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