Stabilität
11.01.2021    Madeline Sieland
  • Drucken

Ein Rückgang der Transaktionen, fallende Unternehmenswerte, vielleicht sogar der völlige Zusammenbruch des Geschäfts mit Unternehmensverkäufen: drei Szenarien, die viele beim Blick auf den M&A-Markt für kleine und mittlere Unternehmen im Frühjahr 2020 zu Beginn der Pandemie als wahrscheinlich erachtet haben.

Doch es kam anders: „Es finden unverändert Firmenverkäufe in vergleichbarem Ausmaß wie zuvor statt“, sagt Gunter Klippel von con|cess, einer auf Unternehmensvermittlung spezialisierten Beratung. „Die Transaktionen werden mehr oder weniger unverändert gemäß den ursprünglichen Absichtserklärungen umgesetzt. Das heißt, es gibt keine Preisminderungen durch Corona oder Ähnliches.“

Und das zeigt sich auch an den Multiples, die bei der Ermittlung des Unternehmenswerts helfen. Diese haben sich im Vergleich zum Frühjahr 2020 kaum verändert; die Preise für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verharren auf einem hohen Niveau.

Die Formel: Bereinigtes EBIT x Multiple = Firmenwert

Inzwischen gibt es eine Reihe von Bewertungsansätzen, die dabei helfen können, den Geschäftswert vor einem Verkauf besser einzuschätzen. Speziell für KMU ermittelt die Deutsche Unternehmerbörse ­DUB.de mit der Beratung con|cess regelmäßig EBIT-Multiples. Diese beziehen sich auf Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 20 Millionen Euro und basieren auf zuletzt realisierten Transaktionen.

Ein Multiple ist das Ergebnis der Division des Unternehmenswerts durch das bereinigte EBIT (Earnings Before Interest and Tax; Gewinn vor Zinsen und Steuern, aber nach Abschreibungen).

Berücksichtigt werden der reine Kaufpreis sowie mit übernommene zinstragende Verbindlichkeiten und andere kaufpreisersetzende Leistungen. Außerdem inkludiert das bereinigte EBIT die Nachhaltigkeit der Betriebsergebnisse, die künftig zu erwartende Marktlage und Sonderbelastungen, etwa Kosten eines aktuellen Rechtsstreits.

Corona hinterlässt bisher kaum Spuren

Bis dato läuft im M&A-Markt für kleine und mittlere Unternehmen vieles so, als gäbe es keine Pandemie. „Begonnene Transaktionen werden in der Regel gemäß Planung umgesetzt. In seltenen Fällen wird ein Projekt on hold genommen; der Abbruch ist die Ausnahme und beschränkt sich vor allem auf die unmittelbar von der Coronakrise betroffenen Branchen“, so Klippel. „Nur die besonders betroffenen Branchen realisieren aktuell praktisch keine Transaktionen, weil aus Käufersicht kaum Nachfrage besteht und Verkäufer gegebenenfalls in der Not befindliche Unternehmen nicht unter Preis anbieten und veräußern möchten. Hierbei ist Not als Einbruch des operativen Geschäftes zu verstehen. Durch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen ist die Liquiditätslage vieler Unternehmen auch in den Krisenbranchen aktuell im Mittel noch sehr zufriedenstellend und die teilweise vorzufindende Erwartung, Unternehmen als Schnäppchen aus einer Insolvenz erwerben zu können, konnte bisher nicht erfüllt werden.“

Was bringt 2021?

Aber bleibt die Zahl der Transaktionen auch weiterhin hoch? „Es ist aktuell eine Zurückhaltung mit dem Start geplanter Verkaufsvorhaben wahrnehmbar, weshalb es 2021 zu einer signifikanten Reduktion umgesetzter Firmenverkäufe kommen könnte“, prognostiziert Klippel. Das führe dann in erster Linie zu einem geringeren Angebot, was in der Folge trotz anhaltender Pandemie sogar Preissteigerungen bedeuten könne.

11.01.2021    Madeline Sieland
  • Drucken
Zur Startseite