Illustration eines Bauprojekts
11.04.2022
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Wer bauen will, hat ein Problem: Die Kosten sind zuletzt explodiert – für Materialien, Grundstücke, Fachkräfte. Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für den Neubau von Wohngebäuden von Februar 2021 bis Februar 2022 um 14,3 Prozent gestiegen.

Vor allem die horrenden Kosten für Holz treiben die Preise. So sind folglich Zimmer- und Holzbauarbeiten um fast 34 Prozent teurer geworden. Entwässerungsarbeiten kosten 18,6 Prozent mehr; bei Dachdeckungs- und -abdichtungsarbeiten sind die Preise um 18,7 Prozent gestiegen und bei Klempnerarbeiten um 18,1 Prozent.

Und Baulandgrundstücke verteuerten sich zwischen 2010 und 2020 um 102 Prozent. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.

Schwere Zeiten für Projektentwickler

Für Projektentwickler sind schwere Zeiten angebrochen. Denn die Investitionskosten in neue Objekte sind enorm; gleichzeitig reagieren die Banken immer zögerlicher bei entsprechenden Finanzierungsanfragen. Zusätzlich steigt der Druck auf die Branche seitens der politischen Gremien. Denn bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß in Deutschland im Vergleich zum Jahr 1990 um mindestens 65 Prozent gesenkt werden. Gerade die Bauwirtschaft wird hier unter Druck gesetzt – schließlich ist diese Branche für fast 40 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, wie es in einem Bericht der UNO heißt.

Soll dieser Wert nach unten korrigiert werden, sind enorme Sanierungsmaßnahmen an Hundertausenden Häusern aus den 1960er- bis 1980er-Jahren notwendig, die ja wahre „Dreckschleudern“ sind. Doch derart viele Objekte zu sanieren, wird kompliziert. Denn diese Häuser sind ja allesamt bewohnt – und die Menschen werden in der zeitaufwendigen Sanierungszeit enorm belastet.

Eine halbe Million neue Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine

Und noch eine Herausforderung kommt auf die Bauwirtschaft zu – bedingt durch die geopolitischen Verwerfungen: Für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine gibt es einen Bedarf von 500.000 Wohnungen, wie das Forschungsinstitut Empirica ermittelt hat. Doch woher sollen diese kommen? Neubauten? Nachverdichtung von Stadtteillagen? Neue Grundstücke? Ohnehin müssen in Deutschland bis 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden, um den „normalen“ Bedarf zu decken, hatte Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt vor einiger Zeit gefordert.

Angesichts der wirtschaftlichen Bedingungen scheint es schwer vorstellbar, wie solche Zahlen erreicht werden sollen. Nach Angaben des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ist 2021 der Auftragseingang für Wohnungsbau real um 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Die Gründe sind für den Verband vielfältig: Zuerst sind es vor allem die horrenden Baupreise; zudem lief Ende März 2021 die Bau-Kindergeldförderung aus. Immerhin gibt es die im Januar 2022 ausgelaufene Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nach vielen Protesten seit Ende Februar wieder.

Bauwirtschaft mit digitalem Nachholbedarf

Doch der Daueranstieg der Baukosten wird den Investitionsdrang in der Branche bremsen – wenn es sich überhaupt noch lohnt, sich ausschließlich als Projektentwickler zu betätigen. Größere Chancen liegen vielmehr in der Technologisierung der Immobilien und der Baubranche. Und gerade hier bietet der Bausektor enorme Möglichkeiten. Schließlich gibt es in Deutschland nur einen Bereich, der noch schlechter digitalisiert ist – und das sind Landwirtschaft und Jagd, wie die Unternehmensberatung McKinsey herausgefunden hat.

Die großen Versäumnisse in der Digitalisierung sorgen wiederum für einen mangelnden Produktivitätsanstieg im deutschen Baugewerbe, beklagt McKinsey. Im internationalen Vergleich schneiden die Deutschen hier schlecht ab, denn in vielen Ländern sei etwa der Einsatz von Planungssoftware beim Bau längst üblich.

Modernes Bauen funktioniert nur mit modernen Technologien

Es ist also Zeit, in einen Bereich zu investieren, der enorme Möglichkeiten bietet. Moderne Technologien gestalten das Bauen automatisierter, damit effizienter und letztlich ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger. Start-ups in diesem Bereich, die sogenannten PropTechs, entwickeln gute Lösungen für Bauplanung, für den effizienten Einsatz von Personal und Baumaschinen sowie die Herstellung von recycelten und damit umweltschonenden Materialien als Alternative etwa zu herkömmlichen Beton.

Die oft noch sehr traditionelle Arbeitsweise beim Bauen mit Excel-Dateien oder gar noch handschriftlichen Kladden muss der Vergangenheit angehören. Denn auch die Verwerfungen auf dem internationalen Energiemarkt mit steigenden Preisen zwingt ebenfalls zum Umdenken. Noch lässt sich nicht abschätzen, welche Folgen der Krieg in der Ukraine für unsere Rohstoffsituation haben wird. Alle Verbraucher spürten schon 2021 den Preisschub: Für Heizöl musste fast 42 Prozent mehr ausgegeben werden als 2020, für Kraftstoffe fast 23 Prozent mehr. Angesichts dieser hohen Fixkosten steigt die Gefahr von Mietausfällen; das Risiko für Immobilieninvestoren wird auch dadurch immer größer.

Umso wichtiger wird es, das Bauen in jeder Hinsicht nachhaltig zu gestalten – wirtschaftlich wie ökologisch. Effizienz ist mehr denn je geboten – und lässt sich nur mit modernen Technologien herstellen. Und schließlich sind ja noch die ESG-Kriterien zu berücksichtigen. Ohne eine „technologische Revolution“ wird das alles nicht gelingen. Es ist dafür höchste Zeit, packen wir es an.

Zur Person

Portrait Michael Peter

Michael Peter

machte sich im Alter von nur 24 Jahren mit P&P Bauträger selbstständig. Einer seiner Tätigkeitsfelder war zunächst die Umwandlung von denkmalgeschützten Altbauten in Wohnungen. Im Jahr 2008 gründete er in Fürth die P&P Group, mit der er sein Geschäftsfeld um Neubauprojekte erweiterte. Inzwischen hat er Präsenzen auch in München und Frankfurt am Main sowie bald in Berlin und London

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11.04.2022
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