Porträt von Seth Klarman
09.07.2021    Arne Gottschalck
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Eine Preisfrage? Das ist für Value-Anleger immer die nach dem Preis, zu dem sie eine Aktie kaufen können. Im Idealfall liegt der unter dem wahren Wert. Eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Investoren haben sich diesem Ansatz verschrieben, etwa Wall-Street-Legende Warren Buffett. Doch während Buffett wohl der meistzitierte Anlageexperte der Welt ist, dürften nur wenige Seth Klarman kennen.

Dabei ist er wie Buffett Value-Investor – und extrem erfolgreich. Kein Wunder, dass Klarman von manchen auch das „Orakel von Boston“ genannt wird – in Anlehnung an den Buffett-Spitznamen „Orakel von Omaha“.

„Als Investor bin ich davon überzeugt, dass die Welt, in der ich tagtäglich lebe, immer kurzfristiger ausgerichtet ist“, erklärte der Chef des Anlagevehikels The Baupost Group im Magazin „New Yorker“. Es ist ein Plädoyer für langfristiges Investieren.

„Auch wenn es zuletzt still um ihn geworden ist, so ist Klarman einer der herausragenden Investoren dieser Welt“, sagt Hendrik Leber, der sich mit seiner Vermögensverwaltung Acatis selbst dem Value-Ansatz verschrieben hat.

Was Anleger von Seth Klarman lernen können

Für Sparer und Anleger ist ein Blick auf Klarmans Grundprinzip hilfreich: Papiere günstig kaufen, von denen er überzeugt ist – und sie dann halten. Das mag anachronistisch erscheinen, aber genau das ist die Stoßrichtung des Value-Ansatzes. Value steht für Wert – und den wollen Value-Anleger zum Schnäppchenpreis erstehen. Kurzfristig kann das eine echte Herausforderung sein, etwa weil der Markt in eine andere Richtung läuft und zum Beispiel wachstumsstarke Papiere bevorzugt.

Für Klarman bedeutet das noch etwas anderes: Um solche Gelegenheiten nutzen zu können, braucht es Manövriermasse – sprich Cash, liquides Kapital. Das hat er, auch wenn ihm genau das immer wieder vorgeworfen wird. 20 Prozent Liquiditätsquote? Für Klarman völlig normal.

Suche nach Wert

„Value“ steht für „Wert“. Den wollen Value-Anleger gern zum Schnäppchenpreis einkaufen. Eine Strategie, die in den vergangenen Jahren nicht immer aufging. Der Value-Index hinkte dem Growth-Index zuletzt geraume Zeit hinterher.

Klarman erzielt 19 Prozent Rendite pro Jahr

Seit Gründung seines Anlagevehikels Baupost hat der Fonds im Schnitt pro Jahr etwa 19 Prozent abgeworfen. Seine Begründung: „Weil die Opportunitätskosten von Illiquidität hoch sind, sollte kein Portfolio komplett illiquide sein.“ Der Anleger wahrt damit seine Handlungsfähigkeit. Und auf die kommt es an. „Beim Investieren ist es nie falsch, die Meinung zu ändern“, sagt Klarman. „Es ist nur falsch, die Meinung zu ändern – und dann nichts zu tun.“

Was Anleger von Klarman lernen können? Anlegen aus Überzeugung, Geduld haben, Pulver trocken halten – also auch auf Cash setzen.

09.07.2021    Arne Gottschalck
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