Ein Bild von einem Staudamm
21.08.2020    Arne Gottschalck
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Platzt eine Ölpipeline, ist das eine Kata­strophe für die Umwelt, aber auch für das Portfolio von Anlegern, die Aktien des Betreibers halten. Genau das Gleiche gilt, wenn eine Ölbohrplattform brennt. Denn zu den Umweltschäden tritt auch ein finanzieller Schaden ein, für den das verantwortliche Unternehmen geradestehen muss – und damit auch der Aktionär. Die gute Nachricht: Solche Risiken lassen sich beherrschen.

Gut zu investieren bedeutet nicht nur, den richtigen Riecher zu haben, jene Papiere auszuwählen, die sich besser als andere entwickeln. Es bedeutet auch, kostspielige Fehler zu vermeiden. Mit anderen Worten: die Risiken der Geldanlage im Griff zu haben.

Dazu messen, analysieren und gewichten Finanzexperten Kennzahlen. So sorgen sie dafür, dass der Anleger keine bösen Überraschungen erlebt – wie etwa den tiefen Fall von Wirecard. Eben galt der Dax-Konzern noch als deutsches Vorzeige-Tech-Unternehmen, dann stellte sich heraus, dass alles auf Sand gebaut war. Wohl also dem, der vorgesorgt hat – etwa mit einem funktionierenden Risikomanagement.

Risikoverwaltung inklusive

Wer passiv investiert, also mit einem ETF auf Börsenindizes wie den Dax setzt, ist in jeder Richtung dabei – im Guten wie im Schlechten. Aktives Fondsmanagement oder auch eine entsprechende Vermögensverwaltung haben dagegen immer auch den Blick auf die Risiken einer Geldanlage. Eine Grundsatzentscheidung für Anleger. Das gilt für ein einzelnes Papier und für das gesamte Portfolio. Denn auch im Zusammenspiel können Risiken entstehen.

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Ein einfaches Beispiel: Wer in einem Aktienportfolio nur Papiere aus einem einzigen Wirtschaftssektor bündelt, schafft Cluster-Risiken. Und das heißt: Alle Aktien gehorchen denselben Treibern und unterliegen denselben Gefahren. Als Puffer für Börsenrücksetzer kann daher keine fungieren. Besser ist es, die Gelder breit zu streuen – und damit auch die Risiken. Keine rein akademische Aufforderung: Es rechnet sich für den Anleger auch in Sachen Wert­entwicklung, so vorzugehen. Kein Wunder: Das Risiko ist die Kehrseite des Ertrags. Wer die Risiken im Griff hat, kann also auch bei der Wertentwicklung punkten.

Damit ist klar, dass Risikomanagement nicht nur auf allen Ebenen eine Rolle spielt, sondern allezeit. Vor dem Kauf eines Wertpapiers genauso wie nach erfolgtem Investment. Bei Metzler Asset Management etwa schreibt man den Anlegern ins Stammbuch: „Die Risiken komplexer Portfolios müssen täglich, wenn nötig auch häufiger gemessen werden, um jederzeit dafür gerüstet zu sein, die Allokation an das Markt­umfeld anzupassen.“ Sprich: Damit der Fondsmanager angemessen reagieren kann, muss er stets wissen, welche Risiken er im Portfolio hat.

Der grüne Blick

Daten sind das eine. Die Fähigkeit, diese auch zutreffend zu interpretieren, ist das andere. Denn gerade Kennzahlen sind nur dann aussagekräftig, solange sie in ein Umfeld eingebettet sind. Ein Beispiel: Die bloße Aussage über ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 sagt nichts aus – wenn nicht zusätzlich der langjährige Schnitt bekannt ist. Denn erst beide Zahlen zusammen verschaffen dem Anleger ein Bild davon, ob das Papier nun günstiger oder teurer ist als im Durchschnitt.

Fordernder wird es in Krisenzeiten: Wenn sich die Ereignisse überschlagen, verlieren Zahlen in Datenbanksystemen schnell an Aktualität. „Erfahrung hilft, die Dinge dann in Relation zu setzen“, sagt Experte Mathias Weil von ­Metzler Asset Management, der dort Risikomanagement-Strategien verantwortet.

Dabei hilft auch der Trend zur Nachhaltigkeit. Denn hinter dem Kürzel ESG verbirgt sich ein weiterer Anlagefokus: der auf Ökologie, soziale Aspekte und unternehmerisches Wohlverhalten (Environment, Social und Governance). Damit soll gewährleistet werden, dass etwa die Umwelt oder auch die Mitarbeiter eines Unternehmens geschützt werden. Damit einher geht aber ein frischer Blick auf Unternehmen – und der führt oft dazu, dass mit klassischen Methoden meist unentdeckte Risiken auf einmal auf dem Radarschirm auftauchen. Achtet ein Investor etwa darauf, wie umweltbewusst ein Unternehmen arbeitet, würde es ins Auge fallen, wenn die Ölpipelines überaltert sind.

Das zeigen etwa Untersuchungen des Index-Anbieters MSCI. Dessen Experten haben sich über die Daten gebeugt und dabei vor allem eine Entdeckung gemacht: Unternehmen mit hohem ESG-Rating sind regelmäßig geringeren Risiken ausgesetzt. Unter anderem, weil sie selbst streng auf Risiken achten. Und sich damit weniger angreifbar machen.

Eine geplatzte Pipeline? Würde damit vermieden – und ebenso die teuren Folgen eines solchen Unfalls. ESG? Gehört damit zum A und O erfolgreichen Risikomanagements.

21.08.2020    Arne Gottschalck
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