Symbolbild zur Dax Reform
18.05.2021    Jessica Schwarzer
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Das Projekt war ambitioniert: Der Deutsche Aktienindex sollte generalüberholt, besser, moderner und qualitativ hochwertiger werden. Heraus­gekommen ist die größte Reform seit der Einführung des Dax im Jahr 1988. Umgesetzt wird sie im September. Doch auch wenn die Deutsche Börse mehr als 600 Investoren, Unternehmen und Verbände aufgefordert hatte, Vorschläge zu machen, Wünsche, aber auch Bedenken zu äußern – der ganz große Wurf ist es dabei nicht geworden.  Kolumnenkasten von Jessica Schwarzer

Künftig mehr Unternehmen im Index

Der Dax wird größer, aber nur bedingt moderner. Künftig sind 40 statt 30 Unternehmen im Index. Das werden die größten börsengehandelten Konzerne Deutschlands sein, denn die Marktkapitalisierung der frei gehandelten Aktien ist künftig das entscheidende Kriterium, der Börsen­umsatz weniger wichtig.

Porträt von Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer: ist Journalistin, Modera­torin sowie Buchautorin. Zuletzt fungierte sie als Co-Herausgeberin des gerade erschienenen Buchs „Finanzheldinnen. Der Finanzplaner für Frauen“. Die gleichnamige Initiative unterstützt Schwarzer seit gut zwei Jahren

Ein „größerer“ Dax ist eine gute Entscheidung – vor allem für Anleger, die verstärkt auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs) setzen. Die Risikostreuung wird breiter. Mal abgesehen davon, dass der Dax künftig die deutsche Wirtschaft etwas besser widerspiegelt. Aber eben nur etwas, denn: Der Branchenmix wird sich kaum ändern. Experten erwarten, dass die ohne­hin stark vertretenen Sektoren Pharma und Chemie ihr Gewicht durch potenzielle Aufsteiger wie den Chemiehändler Brenntag, den Laborausrüster Sartorius, die BioTech-Firma Qiagen oder den Medizintechnik-Hersteller Siemens Healtineers noch erhöhen werden. Genau wissen wir das erst im Sommer. 

Qualität im Dax steigt

Und es gibt noch einen zweiten Grund, warum der Dax kaum innovativer daherkommen wird. Er soll ein echter Qualitätsindex werden. Deshalb gibt es künftig Profitabilitäts­kri­terien. Es werden nur noch Unternehmen in die erste Börsenliga aufgenommen, die in zwei auf­einanderfolgenden Jahren ein positives Betriebsergebnis erzielt haben.

Grundsätzlich ist das gut, schließt aber eben junge, innovative Firmen aus. Start-ups werden es erst später in den Dax schaffen. Macht das den deutschen Aktienmarkt für sie uninteressanter? Gut möglich. Schon heute gehen Unternehmen wie der Impfstoff-Star Biontech lieber an die Wall Street als nach Frankfurt. 

Gut sind strengere Regeln zur guten Unternehmensführung. Alle Konzerne müssen künftig einen unabhängigen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat haben. Außerdem fliegen jene heraus, die Quartalszahlen und testierte Jahresabschlüsse nicht pünktlich vorlegen. Grundsätzlich wird der Dax ein besserer Index: mehr Unternehmen, höhere Qualität. Aber moderner wird er nicht. Vielleicht hätten noch mehr Mitglieder hineingehört. Die Kritik, der MDax würde an Bedeutung verlieren, teile ich nicht. Er „schrumpft“ von 60 auf 50 Firmen – und damit auf seine alte Größe. Er wurde aber auch erst vor einigen Jahren vergrößert.

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18.05.2021    Jessica Schwarzer
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