Alternative Investments Rohstoffe
08.02.2021    Martin Hintze
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Der Eintrag bei Wikipedia ist kurz und knackig: „Alternative Investments sind Kapitalanlagen, die nicht zu den traditionellen Finanzprodukten gehören.“ Das ist zwar einerseits richtig, weil dazu nicht das Sparbuch, das Tagesgeldkonto oder Staatsanleihen gehören. Auf der anderen Seite würden Experten vehement gegen diese Definition Einspruch erheben, denn sie greift viel zu kurz. „Alternative Investments sind eigentlich gar keine Alternativen Investments mehr, es sind längst etablierte Anlagemöglichkeiten“, sagt Dana Kallasch, Gesellschafterin, Commodity Capital, einer Fondsboutique, die sich auf Investments in Edelmetalle und Rohstoffe spezialisiert hat.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Arne Gottschalck, Leitender Redakteur, DUB Unternehmer

Den Fantasien der Anleger sind keine Grenzen mehr gesetzt. Ob Rohstoffe wie Gold, Öl oder Lithium, Agrarprodukte wie Mais, Schweinehälften oder Waldflächen, selbst Beteiligungen an Private-Equity- und Venture-Capital-Gesellschaften und Hedgefonds – alles ist möglich. Und dank spezialisierter Investmentfonds auch für Anleger mit kleinem Geldbeutel, beispielsweise als Sparplan für 25 Euro im Monat.

Immobilien für alle

„Durch die kleine Stückelung der Investments schreitet die Demokratisierung der Kapitalanlage weiter voran“, sagt Fausto Lorfeo, Co-Gründer und Geschäftsführer von Brickbuy, im DUB Digital Business Talk. Das Start-up will seinen Teil dazu beitragen und Immobilieninvestments für jedermann zugänglich machen. Anleger können „Bricks“ kaufen und sollen von der Wertsteigerung der Immobilien profitieren. Bricks sind kleine Anteile an Bestandsimmobilien. Ein Brick entspricht einem Zehntel Quadratmeter Fläche. Eigentümer wiederum können über stille Beteiligungen Anteile an ihrer Immobilie verkaufen.

Alternative Investments sollen im Idealfall vor allem eins bieten: Eine Wertentwicklung, die von den Aktienmärkten unabhängig ist. Unkorrelierte Erträge nennen das die Profis. Aber entspricht das auch der Realität? „Wenn es wirklich zu einer schweren Krise an den Finanzmärkten kommt, wollen die Investoren nur noch eins: raus. Alle, wirklich alle Assetklassen können dann betroffen sein. Das gilt auch für Rohstoffe, sogar für den vermeintlich sicheren Hafen Gold“, erklärt Profianlegerin Kallasch. „Wenn der erste Schock aber überwunden ist, zählen Alternative Investments häufig zu den Werten, die sich am schnellsten erholen.“ Bei Wohnimmobilien reagieren die Preise dagegen sehr viel langsamer auf Krisen. „Gewisse Korrelationen gelten zwar auch für Immobilien, sie bleiben aber ein wichtiger Faktor für die Diversifizierung des eigenen Portfolios.

Ein Vorurteil gegen Alternative Investments lautet: Sie sind zu wenig liquide. Das können Anleger in Krisenzeiten zu spüren bekommen, wenn die Werte nicht schnell genug verkauft werden können. Doch auch hier lassen sich nicht alle Alternativen Investments über einen Kamm scheren. „Die Aktien, in die wir investieren, sind zum größten Teil sehr liquide. Und selbst wenn wir kleinere Werte ins Fondsportfolio aufnehmen wollen, sind wir sehr stark reguliert“, erklärt Commodity-Capital-Expertin Kallasch.

Finanzbildung für die breite Masse

„Natürlich stellt die Liquidität ein Problem dar, wenn die Mehrheit in einem Crash verkaufen will“, sagt Brickbuy-Gründer Lorfeo. Das größere Problem sei, dass viele Anleger die grundlegenden Mechanismen an den Märkten und viele der Finanzprodukte nicht verstehen würde. „Aufklärungsarbeit ist an dieser Stelle enorm wichtig“, unterstreicht Lorfeo. Das sieht auch die Profiinvestorin Kallasch so: „Wir brauchen definitiv Finanzbildung für die breite Masse. Es mangelt an sachlich korrekten Informationen. Stattdessen prägen krude Thesen in sozialen Medien die Meinung der Masse.“ Wären Sparer richtig informiert, müssten sie auch wissen, dass Alternative Investments längst keine Exoten mehr sind.

08.02.2021    Martin Hintze
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