Gemüse ernten im Hochbeet
02.09.2021
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Nahezu alle von Asset-Managern verwendeten Ansätze zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten lassen sich mithilfe entsprechender ESG-Daten aus dem Kriterienkatalog Environmental, Social und Governance realisieren. Doch die Ausprägungen dieser Daten korrelieren stark positiv. Zudem wird ein ganz bestimmtes Unternehmensprofil bevorzugt. Dies bedeutet eine Präferenz für Qualitätstitel. Dagegen werden Value-Titel ausgegrenzt. Dies trägt dazu bei, dass günstig bewertete Titel günstiger werden, anstatt als attraktiv bewertet zu gelten – eine strukturelle Bürde für Value-Strategien.

Wichtig für das Risikomanagement ist, dass bei unreflektierter Anwendung dieser Daten solche Präferenzen zu erheblichen Konzentrationsrisiken in Portfolios führen können. Drei Faktoren könnten dies noch verschärfen: eine striktere Regulierung der nachhaltigen Kapitalanlage, die den Konsens um den ESG-Begriff weiter konzentriert, eine einheitlichere Finanzmarktberichterstattung der Unternehmen und eine fortschreitende Konsolidierung unter ESG-Datenanbietern. Letztere führt dazu, dass sich Portfoliomanager auf immer weniger Daten zu Nachhaltigkeit verlassen.

Negative Auswirkungen ausgleichen

Durch ihre Treuhandfunktion sind Asset-Manager verpflichtet, über Konzentrationsrisiken aufzuklären, also Unwuchten in Portfolios zu identifizieren und bei Bedarf aktiv auszugleichen. Den meisten Anlegern sind die genaueren Positionierungen, die mit einer nachhaltigen Ausrichtung von Portfolios auf anderen Anlageebenen wie denen der Risikoprämien oder der Allokation nach Branchen oder Regionen einhergehen, nicht bewusst. Wüssten sie darüber Bescheid, würden sie diese wahrscheinlich nicht tolerieren wollen.

Das von uns entwickelte Portfoliokonstruktions- und Risikomanagementtool QbrickS setzt hier an. Damit können nicht nur gezielt individuelle Nachhaltigkeitspräferenzen berücksichtigt werden. Das Tool kann auch transparent darstellen, wie sich diese Präferenzen auf verschiedene Parameter des Portfolios auswirken. So setzt etwa eine naive CO2-neutrale Ausrichtung eines globalen Aktienportfolios implizit auf einen Anstieg des Euro-US-Dollar-Wechselkurses. 

Womöglich passt diese Positionierung aber nicht zur makroökonomischen Einschätzung eines Portfoliomanagers. QbrickS ermöglicht dann einen faktorneutralen Ausgleich. Extreme Ausprägungen der unbeabsichtigten Währungswette werden begrenzt, ohne dass sich das Exposure an anderer Stelle ändert. So bleibt das Primärziel der CO2-Neutralität erfüllt. Dies gelingt durch einen Optimierungsprozess, der neben der Neugewichtung von Portfoliopositionen auch den Abstand zu einem Vergleichsindex minimiert. 

Fazit: So stetig, wie sich nachhaltige Kapitalanlage wandelt, muss auch die ESG-Integration im Asset-Management angepasst werden, um einen Mehrwert für die Portfoliokonstruktion zu schaffen. Einen signifikanten Beitrag wird hierbei künftig das aktive Management von Konzentrationsrisiken liefern müssen. Nur so kann nachhaltige Kapitalanlage Bestand haben.

Zur Person

Jan Rabe von Metzler Asset Management

Jan Rabe

ist Leiter Sustain­able Investment Office bei Metzler Asset Management

02.09.2021
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