Luftblasen im Wasser
24.04.2023    Madeline Sieland
  • Drucken

Die Erde trägt nicht umsonst den Beinamen „Der blaue Planet“. Wasser bedeckt 70 Prozent der Erdoberfläche. Doch nur drei Prozent der weltweiten Wasservorräte sind Süßwasser – und zwei Drittel davon sind nicht nutzbar, da sie etwa in Gletschern gebunden sind.

Ergo: Gutes Wasser ist schon jetzt selten. Zu selten: Laut den Vereinten Nationen haben zwei Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. 2040 werden Prognosen zufolge knapp 600 Millionen Kinder in Gegenden ohne ausreichend Trinkwasser leben.

Und damit scheint bereits heute klar: Das Sustainable Development Goal 6 der Vereinten Nationen – allen Menschen Zugang zu sauberem, bezahlbarem Trinkwasser sowie zu einer Sanitärversorgung bieten – ist bis 2030 kaum noch erreichbar.

Nachhaltiges Investment

Vonseiten des Bundesentwicklungsministeriums heißt es, um das Sustainable Development Goal 6 noch erreichen zu können, „müsste sich das Fortschrittstempo vervierfachen“. Weiterentwickelt werden müssen unter anderem Maßnahmen und Technologien, die die Wasserqualität durch Wiederaufbereitung verbessern sowie die Effizienz der Wassernutzung in allen Sektoren steigern.

Laut dem „Global Water Intelligence Report“ wurden 2021 weltweit rund 900 Milliarden US-Dollar in den Wasserbereich investiert – Tendenz steigend. Es wird erwartet, dass die Investitionen angesichts der sich verschärfenden Wasserproblematik um vier bis sechs Prozent pro Jahr steigen werden. Schließlich wächst die Weltbevölkerung kontinuierlich weiter – genau wie der Wasserverbrauch. Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser nimmt allerdings ab.

Und genau dieses Spannungsfeld – steigende Nachfrage bei sinkendem Angebot – macht Wasser für Anlegerinnen und Anleger zu einem interessanten Investment-Case. Und zu einem nachhaltigen Case. Schließlich geht es hier darum, mit der Geldanlage Produkte und Dienstleistungen zu stützen, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die Umwelt haben.

Wie können Anlegende in Wasser investieren?

An der Börse finden sich zwei Arten von Wasserunternehmen, die unter nachhaltigen Gesichtspunkten für Investments infrage kommen:

  • Versorger, die Trinkwasser oder industriell nutzbares Wasser liefern oder aber Abwasser sammeln, filtern und klären
  • Technologiefirmen, die beispielsweise Rohre, Pumpen, Sanitärtechnik, Bewässerungsanlagen oder Instrumente zur Wasseranalyse herstellen

Zu den börsennotierten Unternehmen, die einen relevanten Anteil ihres Umsatzes im Wasserbereich erzielen, gehören unter anderem American Water Works, Suez, Veolia, Gelsenwasser, Danaher, Roper Technologies, Pentair, KSB, Evoqua Water Technologies, Ecolab, Pure Cycle Corporation, Lindsay Corporation und Xylem.

Als Beimischung zu einem gut diversifizierten Portfolio könnten Exchange Traded Funds (ETF) eine Option sein. Der Lyxor World Water UCITS ETF bildet – angelehnt an den World Water Index als Referenzindex – die weltweit 20 größten Unternehmen ab, die im Bereich Wasserinfrastruktur, -aufbereitung und -versorgung tätig sind. Und der iShares Global Water ETF investiert in die weltweit 50 größten und liquidesten börsennotierten Firmen aus dem Bereich Wasserversorgung und -aufbereitung. Als Referenzindex dient hier der S&P Global Water 50 Index.

Langer Atem verspricht Gewinne

„ECOreporter“, ein Magazin für nachhaltige Geldanlage, hat kürzlich die Wertentwicklung von zehn Wasserfonds untersucht. Die Analyse zeigt:

  • Auf Fünf-Jahres-Sicht haben die Fonds zwischen 13 und 63 Prozent zugelegt.
  • Auf Zehn-Jahres-Sicht ist der Wert um 55 bis 169 Prozent gestiegen.

Ein langer Atem lohnt sich also – zumal das Thema Wasser die Menschheit auf unbestimmte Zeit beschäftigen wird. Schnelle Gewinne sind bei diesem Zukunftsinvestment nicht zu erwarten. Ein Investment in den Wasserbereich dient vor allem dem langfristigen Vermögensaufbau – und gilt als solides Investment für konservative Anlegerinnen und Anleger.

Denn Wasserversorger wachsen eher langsam, bieten dafür aber kontinuierliche und stabile Erträge bei einem relativ geringen Risiko. Der Wasserverbrauch ist von Konjunkturzyklen schließlich nahezu unabhängig. Moderne Technologien – etwa zur Klärung oder Entsalzung – sind weltweit stark nachgefragt. Die Nachfrage wird auch auf lange Sicht auf einem hohen Niveau bleiben, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass der Investitionsstau bei der Wasserinfrastruktur global enorm ist.

Wo kann Technologie gegen Wasserverschwendung helfen?

„Was den Gesamtfinanzierungsbedarf für die Wasserinfrastruktur betrifft, so reichen die Prognosen von 6,7 Billionen Dollar bis zum Jahr 2030 bis zu 22,6 Billionen Dollar bis zum Jahr 2050“, sagt Aanand Venkatramanan, Head of ETFs EMEA bei Legal & General Investment Management (LGIM). „Der strukturelle Druck auf die globale Wasserversorgung wird durch das Problem der Leckagen in den Leitungen, die unsere Häuser mit den Wasseraufbereitungsanlagen verbinden, noch verstärkt. Allein Großbritannien zählt fast 350.000 Kilometer Wasserleitungen, und das System verliert jeden Tag so viel Wasser, dass man damit 1.245 olympische Schwimmbecken füllen könnte.“

Mithilfe von Technologien ließen sich solche Lecks aufspüren. So könnten beispielsweise Wasserlogger an vorhandenen Wasserzählern angebracht werden, so dass Versorgungsunternehmen sehen, wie viel Wasser durchläuft, und Lecks aufspüren können. Oder Sensoren könnten an jedem x-beliebigen Ort installiert werden, um zu prüfen, ob Wasser vorhanden ist. In Wohngebäuden könnten Wi-Fi-fähige Sensoren Benachrichtigungen an das Smartphone des Hausbesitzers senden, um ihn vor Lecks zu warnen.

LGIM bietet mit dem L&G Clean Water UCITS ETF einen Fond, in dessen Fokus Technologieanbieter stehen, die die Effizienz von Wasserversorgungs- und Infrastrukturfirmen steigern wollen. „Wir glauben, dass die Wassertechnologie ein wichtiger Wachstumsbereich ist, der Vorteile für Wasserproduktion, -verteilung und -verbrauch bieten könnte. Es wird erwartet, dass der Markt für intelligentes Wassermanagement in den zehn Jahren von 2022 bis 2031 um durchschnittlich 14,2 Prozent pro Jahr wachsen wird“, sagt Venkatramanan.

24.04.2023    Madeline Sieland
  • Drucken
Zur Startseite