Geldanlage ist Kopfsache
05.07.2021    Arne Gottschalck
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Paukenschlag mit Ansage: Anfang Mai kürte Warren Buffett seinen Nachfolger. Greg Abel ist der Mann für den Fall der Fälle. Ein Raunen ging durch die Investmentszene. Kann Abel das? Eine berechtigte Frage, immerhin ist Buffett der wohl bekannteste Investor der Welt; seine Fußstapfen sind also entsprechend groß. Darüber hinaus macht die Frage aber auch klar, wie wichtig die Köpfe bei der Geldanlage sind.

Ein Händchen für den Markt

Auf der Hand liegt das beim aktiven Fondsmanagement. Dort agieren Finanzexperten so, dass am Ende ein größeres Plus für den Anleger herausspringt als das eines Vergleichsindex. Statistiken etwa vom Researchhaus Scope zeigen, dass 2020 rund 45 Prozent der aktiven Fonds der Kategorie „Aktien Welt“ ihren Index schlugen. Das kann am Team liegen, den erreichbaren Boni, schierem Glück – und eben auch dem Händchen für den Markt, eben dem „Kopf“.

In der Kategorie „Aktien Europa“ führte dieses Händchen dazu, dass mehr als 60 Prozent der aktiven Fonds besser liefen als die Indizes. Einfach weil deren Manager britische Aktien und damit die Brexit-Turbulenzen links liegen ließen. 

Zunächst lange nachdenken

Klar, je länger der Zeitraum, über den die Suche nach den Outperformern angestellt wird, umso niedriger der Prozentsatz derer, die am Ende tatsächlich glänzen. Entsprechend gibt es gute Argumente für den passiven Ansatz: Denn wenn 20 Prozent der Fondsmanager langfristig besser sind als der Index, bedeutet das eben auch, dass 80 Prozent es eben nicht sind. Der Anleger muss sich entscheiden. Damit wird deutlich, wo die Kopfsache wirklich zum Tragen kommt.

Denn zuallererst gilt es, über Geld nachzudenken, wie es der Honorarberater Nikolaus Braun nennt. Über Ziele, allerdings auch über die Frage, wie viel Risiko der Anleger aushält. „Die Geldanlage oszilliert ja immer zwischen den beiden Polen Gier und Angst“, sagt der Chef der Münchner Honorarberatung Neunundvierzig. „Das ist die zentrale Frage, über die der Anleger nachdenken sollte.“ Wenn man so will: sich seinen eigenen Kopf machen. Und daraus ergibt sich dann unter anderem die Asset-Allocation, also die Mischung aus riskanteren mit defensiveren Positionen – die wiederum 90 Prozent des Anlageerfolgs ausmacht. 

Bauch oder Kopf?

Ganz nüchtern geht es dabei selbst bei Anlageprofis nicht immer zu: „Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die ‚Behavioral Biases‘ nicht nur bei Laien, sondern auch bei Profis und Experten nachweisen, seien es Richter oder Profisportler“, sagt Sebastian Ebert, Professor für Mikroökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management. „Im Finanzbereich gibt es etwa eine Studie, die zeigt, dass CEOs gern aus dem Bauch heraus entscheiden und Kapital verstärkt solchen Divisionen zuweisen, die lotterieartige Renditen liefern.“

Was also bleibt für den Privatanleger, wenn auch die Profis sich hinreißen lassen? Auf einen entscheidenden Hinweis hören: „Nur das kaufen, was man versteht.“ Anders gesagt: nachdenken, sich einen Kopf machen. Der Rat stammt übrigens von Buffett. Natürlich.

05.07.2021    Arne Gottschalck
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