Kolumne

Transformation

Energiekrise: Kehrtwenden sind nötig

Ähnlich wie die Coronapandemie sowie der Klimawandel trifft nun die Energiekrise eine Gesellschaft, die in weiten Teilen sehr ungerecht organisiert ist und zur strukturellen Bevorteilung von Eliten neigt. Daher sagt Jan Köpper von der GLS Bank: „Die indiskutable Notwendigkeit einer sozialökologischen ­Transformation der Gesellschaft benötigt sozialen Ausgleich und radikale Ehrlichkeit.“

16.12.2022

Schwerpunkte von Kolumnist Jan Köpper

Anstatt Energiepreise pauschal zu senken und zu versuchen, den fossilen Status quo mit der Gießkanne aufrechtzuerhalten, muss das Kapital ausschließlich zu den Per­sonen gelangen, deren gesellschaftliche Teilhabe durch Transformationsprozesse zunehmend negiert beziehungsweise erschwert wird. Zugleich schafft ein sozial gerechter Ausgleich Akzeptanz und stärkt die sozialen Fundamente des Zusammenlebens.

Transformationsgeld einführen

Damit Synergien entfaltet und eine langfristige Wirkung erzielt werden kann, ist für die Ausgestaltung eines Transformationsgelds zu beachten, dass die Auszahlung nur bis zu einer Obergrenze erfolgt. Ihre Höhe muss auch Lebensbereiche berücksichtigen, die durch steigende Energiekosten Preissteigerungen erfahren werden. Und die Auszahlung darf an keine Bedingung nebst dem Einkommen gebunden sein, um die Markteffekte höherer Energiepreise nicht zu nivellieren.

Illustration von Jan Köpper
Jan Köpper verantwortet den Bereich Wirkungstransparenz und Nachhaltigkeit bei der GLS Gemeinschaftsbank. Diese Kolumne hat er gemeinsam mit seinem Kollegen Timo Hülsdünker verfasst.

Eine von der GLS Bank und dem Wuppertal Institut durchgeführte Studie zeigt, dass bestehende Verteilungsinstrumente wie Klimageld, Wohngeld oder Heli­koptergeld kaum dafür geeignet sind, den mit der Transformation der Wirtschaft einhergehenden Herausforderungen angemessen zu begegnen. Zugleich wird deutlich, dass ein neues effizientes, zielgerichtetes und sozialökologisches Instrument wie ein Transformationsgeld mehrheitsfähig und umsetzbar ist.

Energiekrise setzt Gesellschaft unter Druck

Das ist keinesfalls eine unmöglich realisierbare Utopie. Die Kombination zwischen emissionsverhindernden und gerechtigkeitsstärkenden Maßnahmen ist die unverzichtbare Grundlage für eine Gesellschaft, die aktuell unter anderem aufgrund der Energiekrise unter Druck steht.

Die Instrumente zur Abschwächung der Klimakrise müssen fair und zugänglich sein, um nicht auf Widerstand zu stoßen und die eingeleitete Energiewende zu perpetuieren. Die Kluft zwischen Arm und Reich muss geschlossen werden, um destabilisierende Effekte auf Demokratien zu unterbinden.

Wie der „Club of Rome“ in seiner neuesten Veröffentlichung notiert, bedarf es außerordentlicher Kehrtwenden, um die sozialen Fundamente zu schützen und den Planeten zu bewahren. Energie wird langfristig teuer sein (müssen).

Sobald sich die Politik zu diesem Faktum bekennt und Planungssicherheit herstellt, werden Unternehmen und Banken Investitionen tätigen und sich langfristig vom Zeitalter der billigen Energie verabschieden. Unsere Art zu wirtschaften und Wert zu schöpfen wird sich dadurch grundlegend verändern müssen. Es bedarf eines Transformationsgelds; es bedarf der internationalen Solidarität.