Mann mit einem Glas Alkohol
25.04.2022    Andreas Busch
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Millionärinnen und Millionäre sind risikobereiter, emotional stabiler, offener, extrovertierter und gewissenhafter als durchschnittliche Bundesbürger. Das geht aus einer Untersuchung von Forschenden des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hervor.

Und: Es zeigte sich zudem, dass das Vermögen jener Personen besonders hoch ist, deren Persönlichkeit stärker dem typischen Profil entspricht. Dies ist besonders bei Millionärinnen und Millionären stark ausgeprägt, die ihr Vermögen als selbst erwirtschaftet eingeschätzt haben – also den Selfmade-Millionären. Jene, bei denen der Reichtum vor allem auf Erbschaften beruht, entsprechen dem Persönlichkeitsprofil weniger.

1.125 Millionärinnen und Millionäre befragt

Die Studienergebnisse erschienen unlängst in der Fachzeitschrift „Humanities and Social Science Communications“. Grundlage der Studie ist das SOEP, eine repräsentative Zufallsstichprobe aus der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Diese wurde 2019 um eine Zufallsstichprobe von mehr als 2.000 Hochvermögenden ergänzt.

Im SOEP werden nun mehr als 1.100 Millionärinnen und Millionäre befragt, die im Durchschnitt ein Nettovermögen von etwa vier Millionen Euro ihr Eigen nennen. „Die Spitze im Datensatz liegt bei rund 130 Millionen Euro. Bisher haben wir keine Milliardäre im Datensatz, aber diese reichste Person wäre auf Rang 821 der ‚manager magazin‘-Reichenliste,“ sagt Johannes König, wissenschaftlicher Mitarbeiter im SOEP und Hauptautor der Studie.

Vor allem Betriebsvermögen steht hinter dem Reichtum

Offenbar gelangen Bundesbürger tatsächlich nur über Erbschaften oder unternehmerische Aktivitäten zu großem Vermögen. Aber kommen denn nicht auch geschickte Anlegerinnen und Anleger an der Börse oder manche Immobilieninvestoren zu viel Geld?

König: „Die Allerwenigsten gaben diese Quellen als maßgeblichen Beitrag zur ihrem Vermögen an. Und wenn jemand gewichtige Anteile, etwa von mehr als zehn Prozent an einer AG hält, werten wir das nicht als Finanzanlage, sondern als Betriebsvermögen.“ Das oberste eine Prozent der Vermögen werde von Personen mit großem Betriebsvermögen getragen.

Relevanz für die Diskussion um die Vermögenssteuer

Dies zeigt auch die Problematik der immer wieder geäußerten Forderung nach einer Vermögenssteuer. „Der überwiegende Anteil der Vermögen besteht eben aus Betriebsvermögen. Und diese sind nur sehr schwer korrekt zu bewerten“, sagt König. Die Unwägbarkeiten in der Bewertung könnten dazu führen, das große Ungleichheiten bei der Besteuerung einträten. Und wenn Anreize geschaffen würden, weniger Vermögen zu halten, fänden Personen mit solchen Mitteln sicher Wege, diese Werte für den Fiskus nur schwer zugänglich zu machen, so der Wissenschaftler.

25.04.2022    Andreas Busch
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