Illustration Nachhaltigkeit in der Lieferkette
06.01.2021
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In dem Maße wie der internationale Güterhandel an Komplexität gewonnen hat, haben sich auch die Lieferstrecken immer weiter ausdifferenziert. Die fortschreitende Spezialisierung der Industrieproduktion macht es nötig, die Zulieferstruktur breit und stabil aufzustellen. Aus dem derzeitigen Krisenmodus mag es nicht den einen Königsweg geben. Außer Frage steht jedoch, dass dem Thema Nachhaltigkeit künftig eine weit größere Bedeutung zukommen wird als bisher.

Verbrauchervertrauen als neue Währung

Je mehr die Themen Umweltschutz und Klimawandel ihren Platz im gesellschaftlichen Bewusstsein einnehmen, desto mehr wird sich auch der einzelne Verbraucher bei Kaufentscheidungen an ökologischen Standards orientieren. Neben dem materiellen tritt ein immaterieller, also moralischer Wert, der die Qualität des Endprodukts bestimmt.

Wer diese Seite der Werthaltigkeit außer Acht lässt, riskiert empfindliche Wettbewerbsnachteile. Bei den deutlichen Klimazielen Deutschlands, 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 zu produzieren, ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit bis ein „Sustainable Supply Chain Management“ in Gesetzesform gegossen wird und zum neuen Handelskodex avanciert. Die Akteure tun – nicht zuletzt für eine gute Markenreputation – gut daran, zu Vorreitern und nicht zu Nachzüglern dieses Prozesses zu werden. Was lässt sich dafür also konkret tun?

Innovative Kräfte in neue Bahnen lenken  

Klar ist: Im Alleingang geht es nicht. Das fein austarierte Handelsnetzwerk entlang der Lieferkette ist geprägt von gegenseitigen Abhängigkeiten und Geschäftsverantwortung. Im Zentrum einer Nachhaltigkeitsstrategie müssen daher der Austausch und die Kooperation mit den Zulieferern stehen. Denn wie viel ökologischer und damit auch ökonomischer Mehrwert des Produkts beim Kunden ankommt, wird durch die Ausgestaltung jedes einzelnen Wertschöpfungsschritts vom Rohstofflieferanten bis zum Endhändler mitbestimmt.

Instrumente für ein umweltfreundliches Agreement mit dem Lieferanten können etwa in neuen Lieferverträgen vereinbart werden. Gemeinsame Aktionen und Maßnahmenpläne gehören ebenso dazu wie eine systematische Kommunikation über Optimierungsmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette. Bei entsprechender Marktposition können auch die Einforderung von Selbstauskünften oder ein Commitment zu gewissen Standards in einem Verhaltenskodex die normative Ausrichtung in der Zusammenarbeit schärfen.

Nukleus für ein neues Leitbild

All das wird freilich am besten gelingen, wenn das eigene Unternehmen selbst als glaubwürdiger und damit überzeugender Vertreter nachhaltiger Ideen auftritt. Das macht in vielen Fällen Anpassungen der Binnenstruktur und neue Ideenentwicklungsprozesse erforderlich.

Angefangen auf der Führungsebene bis in die Untergliederungen der Abteilungen muss das Bewusstsein im Sinne einer „Responsibility for Substainability“ gestärkt werden. Neben der Schaffung eines prägnanten Leitbilds können hier Innovationsteams außerhalb des Regelbetriebs mit Neukonzeptionen und Schulungen betraut werden.

Auch mit klassisch materiellen Anreizen über ein Vergütungssystem können Akzente gesetzt werden. Hier kommt auch die Frage nach Finanzierungsstrategien beim nachhaltigen Unternehmenswandel ins Spiel.

Finanzielle Ressourcen neu gebündelt 

Natürlich steht der Weg der konventionellen Kapitalakquise bei der Hausbank über das Darlehenswesen weiter offen. Hinzu getreten ist jedoch eine neue Vielfalt alternativer Finanzierungsinstrumente, die spezifische Bedürfnisse der Wirtschaft aufgreifen und in neuen Modellen implementieren. Das Korsett strenger Kreditsicherheitsanforderung wird dadurch nicht nur gelockert, sondern es entstehen auch neue Synergiepotenziale.

Genannt sei hier etwa das Finetrading, bei dem eine Art Zwischenhändler zwischen Zulieferer und produzierendem Abnehmer eingeschaltet wird. Der Finetrader bestellt die Ware nach Absprache mit dem Kunden und begleicht die Rechnung sofort, sodass neben der positiven Performance meist auch ein Skonto-Vorteil gesichert wird. Letzterer drückt die Finanzierungsgebühr – im Idealfall bis zur Null-Prozent-Finanzierung. So können auch anfängliche Mehrkosten bei der Umstrukturierung zu nachhaltiger Produktion gestemmt werden.

Die Mittel des modernen Financing integrieren nicht zuletzt auch das Bedürfnis nach flexibler Kapitalisierung – falls sich die Vorzeichen auf dem Markt schnell ändern. Zudem verzichten sie auf den üblicherweise anfallenden administrativen Aufwand wie etwa bei der Großkreditvergabe.

Entscheidend sind die individuellen Anforderungen an eine Finanzierungslösung. Mehr und mehr wird schnelle Liquidität benötigt. Damit diese nicht zu horrenden Konditionen erkauft werden muss, sollten Lösungen gesucht werden, die die Werthaltigkeit des Betriebs am besten ausschöpfen.

Das schafft eine Basis, auf der Nachhaltigkeitsstrategien beständig und unabhängig von eruptiven Marktschwankungen wachsen können.

Erfolg selbstbewusst sichtbar machen

Mit klaren Entwicklungszielen können so Stück für Stück die Erfolge der Neuausrichtung überwacht werden. Doch sind derlei Informationen nicht nur für die Unternehmensführung, sondern auch für die Öffentlichkeit interessant. Mit einer nachhaltigen Lieferkette leistet das Unternehmertum einen wichtigen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Fortkommen.

Transparenz schafft Kundenvertrauen und ist mit positiven Resultaten eine echter Beleg für wirtschaftliches Verantwortungsbewusstsein, was sich auch auf die Attraktivität, nicht nur als Warenanbieter, sondern auch als Arbeitgeber positiv auswirkt.

Zur Person

Dirk Oliver Haller, Geschäftsführer DFT Deutsche Finetrading

Dirk Oliver Haller

ist Gründer und Geschäftsführer der DFT Deutsche Finetrading AG. Das Unternehmen bietet Finanzierungslösungen an – von der Warenfinanzierung über die Import- und Exportfinanzierung bis hin zur Lagerfinanzierung

06.01.2021
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