Darstellung Person hält sinkenden Pfeil auf
20.12.2021    Arne Gottschalck
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In Kürze:

  • Die Jahresendrally wurde vorweggenommen
  • Inflation wird bleiben – doch es gibt Mittel, sich als Anleger zu wehren
  • Dogmatisch stilreines Investieren passt nicht in die Zeit, wohl aber ein „profitabler“ Value-Ansatz

Wie das Jahr für Anleger war? Kommt drauf an – für Aktionäre unter dem Strich und Stand Anfang Dezember durchaus erfolgreich. Anleihe-Eigner dagegen litten weiter unter der straffen Zinspolitik. Unter anderem, weil die Inflation Richtung fünf Prozent stieg, so dass mit Anleihen real und damit unter dem Strich Geld verloren wird. Die Geldentwertung ist aber auch für Aktienanleger ein Thema, sagt Manfred Schlumberger. Wenngleich keines, das übermäßig Sorgen bereiten müsste. Stand jetzt.

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Inflation: in Zukunft „nicht unter 2 Prozent“

Hätte vor einem Jahr jemand eine Inflation von rund fünf Prozent für Deutschland prognostiziert, kaum jemand hätte ihm geglaubt. Doch sie ist da und es sieht nicht so aus, als würde sie verschwinden. Das zumindest ist die Ansicht von Manfred Schlumberger, Vorstand der Investment-Boutique StarCapital. „Ich glaube nicht, dass wir wieder in die Zeiten zurückkehren mit einer Inflation unter zwei Prozent.“

Das sei aber auch kein Problem für Anleger, fügt er hinzu. „Solange die Inflation nicht nachhaltig und dauerhaft über drei oder vier Prozent steigt, kann man sich mit ausgewählten Aktien bestens gegen die Inflation schützen.“ Erst wenn die Geldentwertung über diesen Wert steigt, wird es schwierig. Danach sieht es für ihn aber nicht aus , weil einige temporäre Preistreiber wie etwa die hohen Energiepreise wieder etwas sinken werden.

Corona: neuer Lockdown würde Wachstum kosten

„Auch das Wiederaufflackern der Coronakrise hat der Börse einen Dämpfer verpasst. „Die Börse hasst Unsicherheit – wie sie zum Beispiel mit der Pandemie einhergeht. Nehmen Sie zum Beispiel die Frage, ob es zu einem erneuten kompletten oder partiellen Lockdown kommt. Das würde uns Wachstum kosten.“ Er vermutet, auch die Hoffnung auf die umfassende Wirksamkeit der Impfstoffe habe zu einem falschen Gefühl der Sicherheit gefühlt, das nun enttäuscht wurde – auch das sorgte dafür, dass die klassische Jahresendrally diese Saison eher ins Ziel schleudert, denn fährt.

2022: Welche Aktien haben Potenzial?

Müssen Anlagestile in so einem Umfeld wortwörtlich, quasi dogmatisch, durchgezogen werden? Nein, sagt Schlumberger. Es gehe eher darum, einen pragmatischen Allwetteransatz zu fahren. Denn auch 2022 kann Chancen bieten, trotz der  Bewertungen. Die sind im Schnitt zwar schon recht hoch – aber eben nur im Schnitt. Schaut man auf die einzelnen Sektoren, finden sich immer wieder Papiere, die nicht so ambitioniert bewertet sind.

Alphabet ist für Schlumberger ein Beispiel dafür. Dazu kommt: Nicht nur die Bewertungen sind höher, auch die Gewinnaussichten. Unter dem Strich bleiben für Schlumberger daher auch Aktien wie die FAANGM (Facebook/Meta, Amazon, Apple, Netflix, Google/Alphabet, Microsoft) einen Blick wert. Sagt er, wiewohl StarCapital eigentlich für den Value-Ansatz steht, allerdings in einer modernen Variante, dem Profitable-Value-Ansatz, bei dem es nicht nur um den günstigen Einstiegspreis, sondern auch die nachhaltige Profitabilität geht. Anders gesagt, um einen Allwetteransatz.

Absicherung: Versorger für die Defensive

Wo aber finden sich die defensiven Aktien? Es gibt sie, sagt Schlumberger, etwa die Versorger. Die sind für Anleger interessant, weil sie – gesunde Unternehmen vorausgesetzt – einen steten Cashflow erwirtschaften, von dem der Anleger profitieren kann, etwa über Kurssteigerungen. Denn Strom wird immer verbraucht.

Dazu kommt: RWE & Co. sind beim politisch eingeschlagenen Kurs auf nachhaltige Energie jene Unternehmen, die den Strom verkaufen und höhere Preise an ihre Kunden weiterreichen können, so Schlumberger. Das macht sie weniger verletzlich gegen Kursrücksetzer. In diese Kategorie gehören auch selektive Telekommunikationsunternehmen aus USA oder Südkorea.

Die populären Kryptowährungen als Schutzanker; davon hält Schlumberger nichts. „Sie sind nicht werthaltig.“

Zur Person

Manfred Schlumberger

ist Vorstand von StarCapital. Er begann seine Karriere bei der Dresdner Bank, arbeitete später unter anderem als Sprecher der Geschäftsführung und leitender Fondsmanager bei der BHF-Bank.

20.12.2021    Arne Gottschalck
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