Illustration eines Mann mit einem Sparschwein in der Hand, der vor einem Coronavirus davon rennt
15.03.2021    Miriam Rönnau
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Positiv ist: Rund 85 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Allerdings gaben 30,5 Prozent auch an, dass sie davon ausgehen, innerhalb der kommenden zwölf Monate auf die Ersparnisse für die Altersvorsorge zurückgreifen zu müssen. Das zeigt eine Umfrage des Freiburger Softwareunternehmens Lexware aus dem März 2021. Befragt wurden 5.651 Selbstständige.

Doch damit nicht genug: Rund jeder Neunte rechnet damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit möglicherweise komplett aufgeben zu müssen. Besonders hart trifft es junge Unternehmer. Von denjenigen, deren Existenzgründung nach 2018 erfolgte, gaben über die Hälfte an, finanzielle Einbußen erleiden zu müssen.

Eine wohl nicht verwunderliche Begründung dafür sind die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, die zu Umsatzeinbußen führen. Jeder fünfte Selbstständige verzeichnet einen monatlichen Rückgang von über 75 Prozent. Besonders hart trifft es die Branchen, die am meisten unter dem Lockdown leiden. So verzeichnen sechs von zehn Gastronomen einen Umsatzrückgang von über 75 Prozent; etwa die Hälfte hat aktuell gar keine Umsätze. Im Bereich Touristik, Sport und Freizeit haben 58,5 Prozent der Befragten Umsatzeinbußen von über 75 Prozent.

Corona-Hilfen: zu spät, wenig hilfreich

Während die Regelung des Kurzarbeitergelds am häufigsten mit sehr gut (11 Prozent) oder gut (8 Prozent) bewertet wurde, sieht es bei den staatlichen Hilfen für Selbstständige eher ernüchternd aus. Alle Befragten, die mindestens eine staatliche Unterstützung beantragt haben, bewerten diese durchschnittlich mit der Note 3,9. Der Hauptgrund dafür: Über die Hälfte der Befragten haben die Corona-Hilfen bis jetzt noch gar nicht oder nur teilweise erhalten. Laut Lexware-Umfrage haben Unternehmerinnen und Unternehmer daher besonders folgende Maßnahmen ergriffen, um zahlungsfähig zu bleiben:

  • 15,5 Prozent haben Rechnungen geschrieben und 15,2 Prozent Kurzarbeit eingeführt
  • 12,6 Prozent haben Eingangsrechnungen später bezahlt
  • 11,5 Prozent griffen auf Steuervorauszahlungen zurück

Unter Berücksichtigung dessen gaben zwei von drei Befragten an, dass sie nach einem Jahr Pandemie nicht zufrieden mit der Politik sind. Es sei nicht gelungen, mit den ergriffenen Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln. Neben den schleppenden Auszahlungen der Corona-Hilfen beklagen Selbstständige, dass sie sich gegenüber Angestellten benachteiligt fühlen. Rund 67 Prozent empfinden sich insgesamt eher oder viel schlechter gestellt. In einer vergleichbaren Lexware-Umfrage aus dem April 2020 sagten dies nur 41 Prozent.

Selbstständige nutzen aber auch Chancen der Coronakrise

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Rund 17 Prozent der Selbstständigen haben die Krise genutzt, um ihr Angebot, ihr Geschäftsmodell oder ihre Zielgruppe anzupassen. Im Vergleich zur Umfrage im vergangenen Jahr hat sich der Anteil der Unternehmen verdoppelt, in denen langfristig angelegte Änderungen am Business vorgenommen werden. In Zahlen: Während es 2020 noch 10,2 Prozent waren, sind es heute 22,9 Prozent.

15.03.2021    Miriam Rönnau
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