DUB Business Talk: Trends & Entwicklung in der Immobilienbranche
05.08.2020    Nina Pressentin
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Frank Berlepp glaubt, dass deutsche Innenstädte trotz coronabedingter Ladenschließungen nicht verwaisen werden. Vielmehr biete der Leerstand neue Entwicklungsmöglichkeiten für Planer, diese Innenstädte auf lange Sicht aufzuwerten. Denn: „Corona ist nicht die Ursache, sondern der Brandbeschleuniger“ der Krise, glaubt der Sprecher der Geschäftsführung der LBBW Immobilien-Gruppe. Corona steigere lediglich die Zahl der Schließungen von Unternehmen, die kein funktionierendes, konkurrenzfähiges Geschäftsmodell aufweisen und mit dem Konkurrenzdruck des Onlinehandels nicht zurechtkommen. Berlepp sieht dies als Chance, innerstädtische Marktplätze mit viel Gastronomie, individuellen Geschäften und lebendigen Straßen umzusetzen.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Andreas Busch, DUB UNTERNEHMER-Magazin

Innenstadtlage für Büros attraktiv  

Die innerstädtische Planung von Ballungszentren bleibt auch für Büroflächen wichtig, sagt Brigitte Zypries. Aktuelle Preisentwicklungen führen dazu, dass Start-ups und Jungunternehmer mit viel wirtschaftlichem Potenzial die hohen Mieten nicht mehr zahlen können. Auch die breite Akzeptanz für Homeoffice sorge dafür, dass es weniger Präsenzarbeitsplätze gebe. Die ehemalige Bundeswirtschaftsministerin ist daher überzeugt: Die Mietpreise von Bürogebäudeflächen werden fallen.

Mietendeckelung verschreckt Investoren

Ebenso wichtig bleibe die Debatte um Wohnraumverdichtung in Innenstädten. Große Bauprojekte für studentischen Wohnraum werden bereits in kleineren Städten umgesetzt. Attraktiv ist für die jungen Leute besonders das breite kulturelle und gewerbliche Angebot in Innenstädten. Zuzug in ländliche Regionen wegen der Homeoffice-Möglichkeiten ist für Zypries eine kurzfristige Entwicklung.

Anstatt den Fokus auf eine Mietpreisdeckelung zu legen, solle die Politik eine Lösung für angemessene Mietenregulation finden. „Ich halte es nicht für richtig, was meine ehemalige Partei hier macht“, kritisiert Zypries die SPD. Ein einzelnes Bundesland habe keine Gesetzgebungskompetenzen für eine Mietpreisbremse, entschied der Bayerische Verfassungsgerichtshof am 16. Juli. Dieses Urteil sorge laut Zypries für so starke Unruhe, dass Investoren verschreckt werden. Obwohl die Deckelung nur Häuser mit Baujahr bis 2014 betrifft, nähmen Investoren Abstand davon, neue Bauprojekte zu planen, da die Situation im Allgemeinen ungewiss und nur schwer kalkulierbar scheint.

DUB Business Talks

Umdenken in der Reisebranche begünstigt Naherholungs-Hotellerie

Während Gewerbe- und Wohnungsbau viel diskutieren und planen, profitieren aktuell besonders mittelpreisige, küstennahe Hotels. Die Debatte um den Klima- und Umweltschutz und die Angst vor Risikogebieten begünstigt Naherholungstourismus. „Selbst Businesshotels, die wegen Corona kaum gebucht wurden, werden nun dem Ansturm einheimischer Urlauber zur Verfügung gestellt“, sagt Stefan Lammerding.

Große Hotels mit mindestens vier Sternen hätten es wiederum schwer, die Krise zu bewältigen, weil finanzkräftige Geschäftsbuchungen und Auslandsgäste ausblieben.

Selbst wenn sich die Situation bis 2024 entschärfen sollte, werde der Hotelmarkt dann bereits ein anderer sein, sagt Lammerding. Messen sagen bereits jetzt Termine für 2021 ab, was große Hotels in Flughafennähe in Schwierigkeiten bringt. Als wäre das nicht genug, üben zudem Boardinghäuser Innovationsdruck aus: Sie bieten Geschäftskunden ruhige, individuelle Wohnlagen und Eigenversorgungsmöglichkeiten.

Die exorbitante Preisentwicklung schlage sich auf Hotelbauprojekte nieder, die noch vor Corona entwickelt wurden. Lammerding ist überzeugt, dass viele von ihnen wegen der aktuell geringen Nachfrage nicht mehr realisiert werden. Eine steigende Attraktivität der deutschen Innenstädte kurbele aber den inländischen Städtetourismus an.

05.08.2020    Nina Pressentin
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