Illustration einer Corona-Schutzimpfung
26.05.2021    Martin Hintze
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In Kürze:

  • Die Aktien von Impfstoffherstellern wie Biontech oder Moderna sind kräftig gestiegen.
  • Die mRNA-Technologie könnte auch neue Therapien gegen Krebs und HIV ermöglichen.
  • Solche Innovationen machen den Sektor Gesundheit für Anleger attraktiv. Die Aktienkurse vieler Unternehmen schwanken jedoch stark.

Ein Wochenticket für die U-Bahn, freier Eintritt zum Baseball und nun sogar ein Jackpot von einer Million Dollar: In den USA lassen sich Politik und Unternehmen so einiges einfallen, um die Bürger zur Impfung gegen Covid-19 zu bewegen. Auf Webseiten wie people.com finden sich Listen mit den besten Geschenken und Sonderangeboten für Geimpfte. Denn anders als in Europa gibt es mehr als genug Impfstoff, aber noch zu wenig Menschen, die den Piks in den Oberarm wollen. Anfang April wurden innerhalb von 24 Stunden vier Millionen Dosen benötigt, Mitte Mai war es nur noch knapp über eine Million. 

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BiontechModerna & Co.: Lohnt der Einstieg noch? 

Könnten das die Vorboten dafür sein, dass der Bedarf an Covid-19-Vakzinen zumindest mittelfristig auch wieder abflaut? Und hat damit auch der Hype um die Impfstoffhersteller an der Börse seinen Zenit überschritten? Schließlich legte die Aktie von Biontech über ein Jahr gesehen um gut 230 Prozent zu. Bei Moderna waren es rund 110 Prozent. „Das ist eine knifflige Frage“, sagt Cyrill Zimmermann, Leiter des Bereichs Healthcare und Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Anlagegesellschaft Bellevue im DUP Digital Business Talk. Ob ein Einstieg dort noch lohnt, hängt für den Experten vom Anlagehorizont ab. „Auf Sicht von fünf Jahren scheinen die aktuellen Bewertungen zu hoch. In zehn Jahren könnten die heutigen Niveaus im Rückblicjedoch attraktiv gewesen sein.“

Am DUP Digital Business Talk nahm teil:

  • Cyrill Zimmermann, Head Healthcare Funds & Mandates, Mitglied der Geschäftsleitung, Bellevue

Moderation: Arne Gottschalck, Redakteur DUP UNTERNEHMER

Denn die mRNA-Technologie, auf der die Impfstoffe beider Hersteller basieren, bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Vektorimpfstoffen. Zunächst ist die Wirksamkeit oft höher und die Produktion schneller und flexibler. „Innerhalb von sechs Wochen lässt sich damit jede Mutante in den Griff bekommen“, sagt Zimmermann. Das monatelange Heranzüchten von Zellkulturen entfällt, was eine schnelle Auslieferung ermöglicht. 

mRNA: eine Plattform mit großem Potenzial 

Hinzu kommt: Ein Impfstoff gegen Covid-19 ist nur eine der vielen Anwendungen der mRNA-Technologie. „Als Plattform bietet sie enorm großes Potenzial, beispielsweise bei der Bekämpfung der Influenza, von Krebs oder HIV“, sagt Zimmermann. Gut möglich, dass die ungarische Biochemikern Katalin Karikó für ihre mittlerweile 30 Jahre alte Grundlagenforschung auf diesem Gebiet noch den Nobelpreis erhält.   

 Neue Technologien könnten auch für medizinische Durchbrüche bei der Bekämpfung anderer Krankheiten sorgen. „Bereits heute wird Künstliche Intelligenz, kurz KI, als Hilfsinstrument genutzt, um jungen Ärzten bei der Diagnose von Krankheiten unter die Arme zu greifen“, sagt Zimmermann. Auch in der Alzheimer-Therapie kommt KI zum Einsatz. „Da steckt die Forschung allerdings noch in den Kinderschuhen“, so der Experte. Ein weiteres Beispiel sei die Blutzuckermessung bei Diabetis-Patienten durch einen unter der Haut implantierten Chip. „Alle fünf Minuten erfolgt eine Glukosemessung. Die Werte werden ans Smartphone weitergeleitet und von einer KI analysiert. Eine kleine Pumpe dosiert dann automatisch das Insulin“, erklärt Zimmermann. 

 „Man muss mit schlaflosen Nächten leben können“ 

Solche Innovationen machen den Gesundheitssektor für Anleger spannend. Die Gewinnchancen sind hoch, die Verlustrisiken aber ebenfalls. „In den vergangenen 20 Jahren waren 70 Prozent der Biotech-Aktien nicht rentabel. Die Volatilität lag bei 25 bis 30 Prozent. Da muss man schon mit schlaflosen Nächten leben können“, sagt Zimmermann. Sein Rezept gegen allzu große Verluste: diversifizieren. „Bei einem Portfolio von zehn Aktien sollte man nicht enttäuscht sein, wenn nach fünf Jahren ein paar insolvent gegangen sind. Ich sehe das wie Optionen.“ 

 Um die Potenziale im Gesundheitsbereich entdecken zu können, sind Spezialisten und Erfahrung gefragt. „Ich habe Mediziner, Biologen oder Molekularbiologen im Team. Insgesamt zwölf Experten in Europa, Asien und Amerika. Denn Gesundheit ist durch Regulationen und Konfessionen immer auch ein sehr regionales Thema“, sagt Zimmermann.   

26.05.2021    Martin Hintze
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