Eine Datenwolke am Himmel steht sinnbildlich für digital Business
27.08.2020    Manuel Kunst
  • Drucken

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Thomas Eilrich, Chefredakteur des DUB UNTERNEHMER-Magazin

Mix aus Hard- und Software

Traditionelle Sichtweisen auf ein digitales Geschäftsmodell anzuwenden, wird nicht funktionieren. Für Christian Hoffmeister, geschäftsführender Gesellschafter der DCI Institute und Lehrbeauftragter an der Fresenius Hochschule Hamburg, müssen sich Unternehmen von lokalen Geschäftsideen trennen und sich plattformübergreifend vernetzen. Der Kommunikationswissenschaftler beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wirtschaft. Selbst Produkte wie Waschmaschinen könnten Daten sammeln und an den Hersteller weiterleiten: „Es geht heute darum, informative Systeme herzustellen, die messbar, berechenbar und steuerbar sind“. Der Trend mache sich etwa bei Car-Sharing und E-Scootern bemerkbar. „Der Hersteller kann dann über Schnittstellen andere Businessmodelle entwickeln und beispielsweise über das Produkt Werbebotschaften ausspielen lassen oder Softwareentwicklern den Zugang zum Netzwerk für die Entwicklung neuer Software und Technologien verkaufen“, so Hoffmeister im DUB Business Talk.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Digitales Kern- oder Neugeschäft?

„Deutsche kleine und mittelständische Unternehmen haben zwar das Verständnis für Digitalisierung, wissen jedoch oft nicht, wie sie ein digitales Business umsetzen sollen“, sagt Dirk Müller. Als Geschäftsführer der mantro Ruhr und Inhaber der früheren Haniel Digitaleinheit Schacht One, beschäftigt er sich seit Jahren mit partizipativen Innovationen im Businesskontext. Müller: „Die Frage ist, was will ich mit meinem Unternehmen erreichen? Wenn die Digitalisierungsstrategie nicht zum Unternehmen passt, führt das automatisch zu einer schlechten Umsetzung.“ Dabei soll von vornherein eine klare Entscheidung für ein digitales Neugeschäft oder für die Digitalisierung des Kerngeschäfts fallen. „Viele Unternehmen wissen das nicht und versuchen dann irgendwie beides zu machen. Doch ist die Zeit für Leuchtturmprojekte vorbei. Es geht heute gerade auch wegen der Krise darum, was  am Ende dabei herauskommt. Wenn ich den strategischen Kontext nicht zum Anfang klar herleiten kann, wird es später in der Praxis Probleme geben.“

US-Techs mit großem Vorsprung

Das deutsche Digitalisierung-Problem ist nicht von der Hand zu weisen. Laut Hoffmeister hätten wegen ihrer guten Infrastruktur Unternehmen wie Google, Apple oder Uber die besseren Voraussetzungen für die Entwicklung einer Corona-App gehabt als das deutsche Gesundheitssystem. „Digitalisierung und Technologisierung sind zwar verwandt, aber nicht eins zu eins gleich. Bei der Digitalisierung geht es vor allem darum, wie Daten und Algorithmen unsere Geschäftsmodelle verändern können.“ Amerikanische IT-Riesen hätten durch ihre Vorerfahrung einen großen Vorsprung was die Datenverarbeitung angeht. Deutschland müsse sich dringend mit dieser Thematik beschäftigen.

Müller sieht das Problem an anderer Stelle. „Wir sind in der Lage solche Geschäftsmodelle zu entwickeln, Deutschland hat nur ein generelles Umsetzungsproblem.“ Das „Wie“ gehe der deutschen Unternehmenskultur nicht so leicht von der Hand, obwohl das digitale Mindset bereits vorhanden sei. „In vielen Köpfen ist die Message angekommen, jedoch mangelt es an Unternehmensstrategien“, sagt Müller.

Digital Business Modelling: Jetzt Weiterbildung buchen!

Christian Hoffmeister, der als Lehrbeauftragter einen Digital-Auftrag an der Hochschule Fresenius hat und darüber hinaus Geschäftsführer der DCI Institue GmbH ist, bildet Unternehmer und Fühurungskräfte digital weiter. Er ist DUB Akademie-Experte und Referent des DUB Workshops „Digital Business Modelling“. Wer Interesse an einer Fortbildung hat, findet mehr Informationen bei der DUB UNTERNEHMER-Akademie.

Der nächste, zweitägige Workshop findet am 23.+ 24. September in Hamburg statt. Sichern Sie sich jetzt Ihre Teilnahme!

Das Netzwerk zählt

Weniger Brainstorming über Ideen und mehr Hard Work ist die Devise von Müller. Er nennt es Spielfeldbestimmung: „Ein Spielfeld besteht immer aus Strategie, Fähigkeit, Markt und Kundschaft. Diese Faktoren geben die Richtung vor und benötigen Klärung vor einer digitalen Transformation.“

„Man sollte heutzutage branchenübergreifend denken, denn das Produkt steht nicht mehr im Vordergrund, sondern das dahinterstehende Netzwerk“, sagt Hoffmeister. „Durch die Analyse seines Netzwerks kann man Beziehungen auch außerhalb seiner Branche neu gestalten. Das Unternehmen ist so ein Teil einer Beziehungseinheit, dass um das Produkt entsteht.“

27.08.2020    Manuel Kunst
  • Drucken
Zur Startseite