IGNITE.2034

Grenzenlose Limits

Die Rolle Chinas in der KI-geprägten Welt von morgen liegt irgendwo zwischen unbegrenzten technologischen Möglichkeiten und politischen sowie gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Eine Platine mit Kupferdrähten, die die Inhalte des Buchs IGNITE.2034 symbolisiert

20.08.2024

Wie bei so vielen globalen Themen sind es vor allem drei Namen, die als prägende Akteure der KI-Welt genannt werden: USA, China und Europa. Wobei China eine gewisse Sonderrolle einnimmt. Im neuen Zukunftsbuch IGNITE.2034 erklären die drei Experten Gary Shapiro, Prof. Michael Spence sowie Alvin Wang Graylin unter anderem, warum.

IGNITE.2034: Gemischte Bilanz

Die Consumer Technology Association (CTA) gibt alle zwei Jahre einen Bericht heraus, in dem sie Staaten nach ihrem Engagement für ein innovationsförderndes Umfeld bewertet. „Im Fokus steht, wie die verschiedenen Regierungen mit Technologie umgehen – welche sie zulassen, welche sie fördern und welche sie einschränken“, so CTA-CEO Gary Shapiro. Er unterteilt die Welt in drei Innovationsbereiche: Demokratien wie die USA, Europa oder Japan, totalitäre Regierungen wie Russland, Nordkorea und eben China sowie als Drittes Entwicklungsländer. Wobei der erste Bereich der innovativste sei. Bei der Einordnung Chinas in die zweite Gruppe war er „zögerlich“. Denn einerseits verfügt das Land über viele weltweit führende Unternehmen und Technologien auf den Gebieten KI sowie Robotik und fördert auch finanziell deren Weiterentwicklung; andererseits herrscht ein System strenger sozialer Kontrolle. „Wenn die chinesischen Innovatoren einen Chatbot erstellen würden, der das Falsche sagt, würden die Macher den Preis dafür bezahlen“, zitiert Shapiro die „New York Times“.

Im anhaltenden globalen Wettbewerb um Innovation sieht er Demokratie und freie Meinungsäußerung als Geheimrezept. In China herrsche aber ein totalitäres Regime. „Dieser Mangel an offenem Dialog und verschiedenen Perspektiven hemmt Kreativität – Innovation lebt eben vom freien Austausch und der Fähigkeit, den Status quo herauszufordern“, so Shapiro. Kurz gesagt: Nur wer frei denken darf, entwickelt grenzenlose Intelligenz.

Eine Frage der Definition

Und wer es nicht darf, geht eben. So zitiert Alvin Wang Graylin einen Bericht, dem zufolge 42 Prozent der erstklassigen KI-Ingenieure in den USA chinesischer Herkunft sind. Kluge Köpfe, die in China fehlen. Denn noch braucht der KI-Fortschritt eine gewisse menschliche Intelligenz. Graylin sieht die globale KI-Zukunft optimistisch, „insofern Unternehmen die richtigen Entscheidungen treffen und politische Entscheidungsträger zeitnah die richtigen Regulierungen beschließen“. Wobei die Definition von „richtig“ entscheidend ist, denn es ist ja eben die Regulierung, die Shapiro zuvor an China kritisierte. Graylins größte Sorge? „Die Zwischenphase, in der wir ein unreifes System haben, das Superkräfte hat und viele Dinge weiß, aber von schlechten, selbstsüchtigen Menschen geleitet wird.“

Prognose: Stetiges Wachstum

Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Michael Spence attestiert China ein enormes Wachstumspotenzial. „Unter dem Strich sind viele Leute pessimistisch“, so Spence. „Das ist eine Schande, denn das Land hat viele kluge Köpfe.“ Er hebt die hohen Investitionen in die Hochschulbildung und das Humankapital hervor sowie die aktuelle Führungsrolle in Wissenschaft und Technologie. China habe hier einen klaren Vorsprung. „Die Frage ist nur, ob das Regierungsmodell diese gesamte technologische und wirtschaftliche Macht freisetzt oder nicht“, so Spence. „Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.“

Die kompletten Beiträge finden Sie im Buch IGNITE.2034

Portrait, Alvin Wang Graylin

Alvin Wang Graylin

ist Globaler Vizepräsident für Unternehmens­entwicklung bei HTC und Bestsellerautor

Portrait, Gary Shapiro

Gary Shapiro

ist CEO der Consumer Technology Association

Portrait, Prof. Michael Spence

Prof. Michael Spence

ist ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, er erhielt 2001 den Nobelpreis