- Dietmar Nick, Geschäftsführer Kyocera Deutschland
- Nikolas Schran, International Business Development Manager bei G DATA Cyberdefense
um diese Fragen zu klären:
Wie sorge ich für Schutz vor Cyberangriffen?
Im Büro gibt es ein umfassend gesichertes Netzwerk, zuhause dagegen oft nur einen möglicherweise veralteten Virenschutz auf dem privaten Rechner. Daher gilt als erste Devise: Mitarbeiter mit firmeneigenen Rechnern für die Arbeit ausstatten. „Das haben wir bereits vor der Krise getan – jeder Mitarbeiter hat ein Laptop, das er nun mit nach Hause nehmen konnte“, sagt Dietmar Nick.
Nikolas Schran stimmt zu: „Wir sehen derzeit einen Anstieg der Cyberangriffe um 30 Prozent, was eben auch an den vielfach schlecht geschützten Heimarbeitsplätzen liegt. Bei der Einrichtung von Homeoffice sollten Arbeitgeber daher neben der Sicherstellung der technischen Voraussetzungen – also Hardware, aber auch eine adäquate Internetverbindung – für eine gute Sicherheitsinfrastruktur sorgen. Ein VPN-Tunnel und die Firmenfirewall sind dabei quasi Mindestvoraussetzung.“
Gibt es rechtliche Mindestanforderungen in punkto Homeoffice, die Arbeitgeber erfüllen müssen?
„Ja, die Datenschutzgrundverordnung, also die DSGVO, gibt diese vor“, sagt Nikolas Schran. „Der Arbeitgeber muss für die Sicherheit von Daten sorgen. Wie er das macht, ist in der Verordnung allerdings nicht festgelegt. Denn jede Branche braucht individuelle Lösungen – es ist ein großer Unterschied, ob es sich zum Beispiel um ein produzierendes Industrieunternehmen oder um eine Marketingagentur handelt.“ Dietmar Nick ergänzt: „Unternehmen müssen hier Verantwortung übernehmen und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen.“
Daneben gibt es Zertifizierungen wie die ISO 27001 zur IT-Sicherheit, für die sich auch Kyocera schon vor einiger Zeit zertifiziert hat. „Wir haben dazu alle möglichen Notfallszenarien durchgespielt – zum Beispiel ganze Abteilungen mal nach Hause geschickt und geprüft, ob die Prozesse noch funktionieren. Im schlimmsten Fall könnten wir sogar Gehälter bar auszahlen“, sagt Nick. „Unternehmer müssen dieses Thema ernst nehmen. Die Zertifizierung ist nur ein Stück Papier – aber IT-Sicherheit muss gelebt werden, damit sie sich nicht in einem Notfall wie jetzt als Achillesferse herausstellt.“
Das sieht Schran ähnlich. Und: „Viele wissen gar nicht, wie man im Homeoffice nach den Vorschriften der Compliance arbeitet. Hier können Kleinigkeiten können großen Schaden anrichten – zum Beispiel, wenn ausgedruckte Dokumente einfach im Hausmüll statt im Schredder landen.“ Um Unternehmen zu unterstützen, bietet G DATA Cyberdefense einige seiner Kurse zum Thema IT-Sicherheit im Homeoffice sowie eine Sicherheitslösung derzeit kostenfrei an.
Worauf muss ich achten, wenn viele Mitarbeiter im Homeoffice sind?
Im Homeoffice ist jeder alleine. Besonders wichtig sei es deswegen, den Zusammenhalt der Teams zu fördern, sagt Dietmar Nick. „Wir haben zum Beispiel schon ein paar Team-Challenges – zum Beispiel mit Bildern aus dem Homeoffice oder von den schönsten Masken – gemacht. Und ich habe einige Mitarbeiter zuhause besucht, natürlich unter Wahrung der Corona-Regeln. Das war eine schöne Erfahrung. Gleichzeitig gilt es, die Mitarbeiter, die direkt von Corona betroffen sind, zu unterstützen. In Deutschland waren es bei uns nur sechs Menschen, die alle glücklicherweise milde Verläufe hatten. In Italien, Frankreich oder Spanien sieht das leider anders aus.“
Auch bei G DATA Cybersecurity schätzt man die Teamkultur – und verlegt sie derzeit in den virtuellen Raum. „Neben Mitarbeiter-Meetings veranstalten wir regelmäßige Treffen auch mit Resellern, die unsere Produkte weiterverkaufen. Das fand jetzt erstmals als virtuelle Feierabendbier-Runde statt, und plötzlich stand gar nicht mehr der Austausch von uns mit den Kunden im Vordergrund, sondern die Reseller fingen an, untereinander zu netzwerken, Best Cases auszutauschen – eine ganz unerwartete positive Entwicklung“, sagt Nikolas Schran.
Arbeitsminister Hubertus Heil plant ein Recht auf Homeoffice. Was halten Sie davon?
„Ich finde die Idee gut“, sagt Nikolas Schran. Allerdings können man es nicht einfach so bestimmen, sondern es müssen zuvor ein paar wichtige Regeln festgelegt werden. „Wenn nicht feststeht, wie die IT-Sicherheit im Homeoffice funktionieren soll oder die Infrastruktur nicht stimmt, hat weder der Mitarbeiter noch das Unternehmen etwas davon.
Wird Homeoffice perspektivisch ein fester Teil unserer Arbeitskultur werden?
Corona wird uns noch eine ganze Weile begleiten, ist sich Dietmar Nick sicher. „Wir werden perspektivisch sicher eine andere Arbeitskultur haben. Ich habe gerne Menschen um mich, manche Dinge sind einfach besser persönlich zu regeln – aber sicherlich wird auch weiterhin teilweise im Homeoffice gearbeitet. Aktuell setzen wir alles daran, unsere Mitarbeiter bis Mitte des Monats sukzessive ins Büro zurückzuholen – umfangreiche Einbauten von Plexiglaswänden inklusive.“
Nikolas Schran: „Ich denke, dass sich Homeoffice als eine Möglichkeit zu arbeiten, etablieren wird – neben der Arbeit im Büro. Ich zum Beispiel kann manchmal im Homeoffice produktiver arbeiten, weil ich nicht so oft aus der Arbeit herausgerissen werden. Andererseits ist auch der direkte informelle Austausch wichtig. Denn trotz aller Technik und Digitalisierung: Am Ende sind es immer noch Menschen, sind es immer noch Du und ich, die als Team zusammenarbeiten wollen.“